Die Geheimnisse der Long Woods

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Im Leben von Arlo Finch läuft einiges nicht so, wie sich ein Kind das wünscht. Deshalb muss er auch viel zu oft umziehen. Diesmal verschlägt es ihn, seine Schwester und die Mutter ins Elternhaus seiner Mutter nach Pine Mountain. Doch was für ein Schreck – das Haus sieht aus, wie eine Bretterbude, sein Onkel Wade ist ein unheimlicher Tierpräparator und gleich zu Anfang begegnet ihm ein Geisterhund. Wie soll das nur weitergehen? Zum Glück gibt es die Ranger, bei denen er in Indra und Henry Wu Freunde findet. Gemeinsam erleben sie unglaubliche Abenteuer …

Auch wenn ich längst aus dem Zielgruppenalter heraus bin, lasse ich mich gerne auf gute Kinder- und Jugendbücher ein. Und obwohl ich um Harry Potter einen großen Bogen gemacht habe, weiß ich, dass Harry, Hermine und Ron stets zusammenhalten und gemeinsam durch die ganze Buchreihe zaubern. Nun, John August hat sich das Grundgerüst dieser Reihe zunutze gemacht. Bei ihm sind es Arlo, Indra und Wu, die sich von allen anderen unterscheiden und gemeinsam eine Einheit bilden. Dennoch ist dieses Buch kein billiger Abklatsch. Im Gegenteil. Mir gefällt, dass es zwar Magie und andere Welten gibt, diese aber quasi in die reale Welt eingewebt sind, es Übergänge gibt. Im Großen und Ganzen geht es um reale Ereignisse, die jedes Kind erleben kann. Die übersinnlichen Szenen sind wunderbar ausgearbeitet und gefallen mir sehr. Dass nur manche der Kids diese erleben und davon wissen, ist eine schöne Idee.

Die einzelnen Charaktere gefallen mir sehr. Zwar sind auch hier Parallelen zu denen bei Harry Potter nicht von der Hand zu weisen, dennoch bleibe ich dabei: John August hat hier ein wunderbares Buch geschaffen, auf dessen Fortsetzungen man sich ruhig freuen darf. Nur schade, dass Band zwei erst im Herbst 2019 erscheint. So lange warten!

Der Aufbau der Spannung, das Wachsen der Freundschaften, der Zusammenhalt, aber auch die Auseinandersetzungen hat John August sehr schön geschildert. Kleine Geheimnisse bleiben weiter offen, ohne dem Buch den Touch eines offenen Endes zu geben. Die Geschichte an sich ist erzählt, aber es bleiben genug Fädchen übrig, an die künftige Bände anschließen können. Das sind keine echten Cliffhanger, doch stark genug, um die Vorfreude zu schüren. Sicher wird in einem der nächsten Bände Arlos Schwester Jaycee mehr in den Fokus rücken. In diesem ersten Band taucht sie nur am Rande auf, ist aber eine typische pubertierende Teenagerin. Auch was genau es mit seinem Vater in China auf sich hat, dürfte künftig genauer erklärt werden. Man darf gespannt sein!

Ganz ohne erhobenen moralischen Zeigefinger erzählt der Autor von Zusammenhalt, Teamgeist, Freundschaft und Familie. Aber auch davon, dass man über manche Dinge reden muss, andere aber besser für sich (oder in der Familie bzw. dem allerengsten Freundeskreis) behält.

Sehr gut gefallen mir auch die Illustrationen. Obwohl (oder gerade weil) sie schwarz-weiß gehalten sind, regen sie die Fantasie beim Lesen an. Sie unterstützen die Geschichte, ohne das Kopfkino allzu stark zu beeinflussen. Auch das Cover ist toll gestaltet. Nach dem Lesen sieht man das eine oder andere Detail dann mit anderen Augen. Haptisch ist es ebenfalls ein Genuss.

Alles zusammen ergibt ein Buch, das sicher viele Fans finden wird. Verdient hat es das! Rundum gelungen, nicht zu brutal, aber auch nicht unspannend, weiß es die Leser in das Abenteuer mitzunehmen. Von mir gibt es dafür die vollen fünf Sterne!