Spiel mit der Wahrheit

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siebente Avatar

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"Super - das könnte wirklich spannend werden, ein Spiel mit der Wahrheit" - das war mein allererster Leseeindruck zum "Aroma des Todes", mein Eindruck nach dem Lesen der Zusammenfassung. Die Geschichte schien mehrere Ebenen zu haben, die dafür sorgen, dass der Leser immer wieder neue Irrwege beschreiten muss, um die Wahrheit hinter der Geschichte zu finden.

Die Idee ist toll: Eine Frau findet ein Buch, liest es, entdeckt, dass es ihre Geschichte ist, dass das Buch von ihr handelt - und von ihr geschrieben wird. Mein nächster Gedanke: Das ist ein wenig wie bei Fitzek: Auch in seinen Romanen gibt es eine ständige Gratwanderung zwischen dem, was wahr scheint und dem, was sich dann am Ende nach einigen überraschenden Wendungen als "wahr" heraus stellt.

Dann erscheint die Geschichte ein wenig anders als in der Zusammenfassung: Anscheinend liest nicht die Hauptfigur, die Malerin Sylvia, als erstes das Buch sondern Anna, Krankenschwester und Mitbewohnerin von Sylvia, erfährt erstaunt, dass das Werk von Sylvia stammt - und von ihr handelt und beschreibt, wie Sylvia ihren Freund Mats tötet.

Das ist für mich die erste kleine Ungereimtheit in der Leseprobe. Die weiteren:
- Sylvia und Anna werden - nach sechs Monaten Wohngemeinschaft - als "Freundinnen" bezeichnet. Vielleicht habe ich persönlich ein zu besonderes Verhältnis von Freundschaft, das dem der Facebook-Welt entgegen läuft. Für ich sind echte Freundinnen wirklich nur Menschen, die ich um 2 Uhr nachts mit meinen persönlichsten Problemen behelligen kann und die das gleiche von mir erwarten können, Menschen, auf die ich mich 100 %ig verlassen kann (oder zumindest zu 95 % ;-)) und die ich auch schon eine ganze längere Weile (mehr als sechs Monate) kenne.
- Anna liest die Geschichte von Sylvia, liest, dass Sylvia anscheinend ihren Freund Mats umgebracht hat, und kehrt trotzdem in die Wohnung zurück, fährt trotzdem mit Sylvia zu dem Ort, an dem Mats Leiche liegen soll. Gut: Man mag meinen, dass das Punkt 1 unterstützt, nämlich dass Sylvia und Anna WIRKLICH Freundinnen sind. Aber es wirkt andererseits auch als etwas sehr mutig ...

Dann stört mich auch ein wenig, dass der Autor zwischen den Handlungssträngen her springt.

Spannend wird es wieder zum Ende der Leseprobe hin. Achtung, Spoiler: Anna arbeitet im Auftrag von Sylvias reichem Vater. Der gesteht Anna: Sylvia ist psychisch krank, sie ist gefährlich. Die Mordszene aus dem "Roman", in dem die Figur Sylvia ihren Freund Mats tötet, hat sich so (auch) zwischen Sylvia und ihrem Vater ereignet, sagt er. Sylvia hat auf den Vater von hinten eingestochen. Was ist also wahr? Die Frage, die mich anfangs gereizt hat, macht mich immer noch neugierig. Daher wäre ich gern mit von der Lesepartie.