Berührend

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lizzycurse Avatar

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Selten hat mich ein Buch so berührt, so zerrissen und nachdenklich zurückgelassen wie Arthur. Die letzten Seiten wirken jedenfalls in mir lange nach.

Royce ist ein Teenager, der mit seiner Mutter quer durch Kanada gezogen ist, damit seine Mutter seinen Großvater pflegen kann. Das Royce darüber gar nicht erbaut ist, steht nicht zur Debatte. Er hat nur einen Wunsch: In seine Heimatstadt und zu seinen Freunden zurückzukehren. Doch dann kommt alles anders. Sein Großvater, der Pflegekraft um Pflegekraft vergrault hat, lässt seiner Mutter keine Wahl: Royce muss einspringen und ihn pflegen, unterstützten, auf ihn achten.
Langsam kommen sich Arthur und Royce näher, lernen einander verstehen.

Ich fand schon innerhalb der ersten Seiten gut in das Buch hinein. Der Schreibstil der Autorin ist voller versteckten, tiefgründigen Humor, der Spaß macht und zum Lachen reizt. Sie schafft es einem auch noch in der traurigsten Situation ein bitteres Lächeln auf die Lippen zu zaubern.

Durch die Ich-Perspektive taucht man tief in Royce‘ Charakter ein und erlebt seine Gedanken- und Gefühlswelt hautnah mit. Zu Anfang wirkt sie sehnsuchtsvoll, abwehrend, beinahe gelangweilt von seiner Umwelt, doch im Laufe des Buches ändert sich dies - und diese Veränderung fand ich persönlich gut nachvollziehbar und interessant. Auch Arthurs Charakter war ziemlich gut getroffen. Er ist verbittert und vorsichtig geworden gegenüber anderen, erwartet von ihnen nichts weiter als Mitleid mit dem eigenen Verfall und reagiert darauf mit Groll und Spott. Eine verständliche Reaktion. Erst Royce gelingt es die buchstäblich raue Schale zu knacken und tiefer vorzudringen, zu dem eigentlichen Arthur. Und es macht Spaß ihn und seine Eigenarten und auch seine Vergangenheit kennen zu lernen.

Das Thema des Buches wird oft unter den Teppich gekehrt. Über Alter und Verfall denkt niemand gerne nach, am allerwenigsten Arthur, wie der geneigte Leser feststellen wird. Sarah Harvey hat das Thema wunderbar zur Sprache gebracht und in ein lustiges, trauriges, nachdenkliches Jugendbuch verpackt, sie garniert es mit passenden Vergleichen, und obwohl das Ende für mich recht vorhersehbar war, muss ich doch sagen, dass mich das Buch berührt hat.

Es ist keine von jenen Geschichten, die ich tagtäglich lese, sondern nimmt eine Ausnahmestellung ein. Und gerade wegen des brisanten Themas, und der doch recht lockeren Art der Autorin, diese Thematik in einen Jugendroman zu verpacken, hat sich dieser Roman besonders in meinen Kopf eingebrannt.
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