Die Fahrt ins Leben

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murksy Avatar

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Als Royce das Telefongespräch seiner Mutter belauscht, ist er entsetzt. Sie kommt mit ihm nicht zurecht, sucht eine Hilfe, vielleicht sogar ins Heim? Alkoholprobleme, möglicherweise Drogen? Unglaublich! Doch kurz darauf klärt sich die Sachlage. Nicht der jugendliche Royce, sondern sein Großvater, 95 Jahre alt, exzentrisch, dement, ein früherer Musiker von weltweitem Ruf. Da Royce durch eine Erkrankung die Schule ausfallen lassen musste, hat seine Mutter die Idee, dass er sich doch um seinen Opa kümmern könnte, gegen Bezahlung, versteht sich. Die Verlockung ist groß, Geld verdienen, eigenes Auto kaufen und damit die Mädchen der Schule beeindrucken. Alles klar, das ist ein Deal. Da wurde die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Dass eine Demenz die Sache erschweren würde, war Royce bewusst. Aber ein derart schwieriger Charakter, unhöflich, reizbar und auf die Verwandtschaft, inklusive seiner Töchter schimpfend, das führt dazu, dass Royce fast alles hinschmeissen würde. Trotzdem bleibt er seiner Aufgabe treu. Und nach und nach kommen sich die Beiden näher. Royce findet alte Fotoalben, bekommt langsam einen Einblick in das bewegende Leben des Künstlers und Frauenhelden. Außerdem steht in der Garage dieser wunderbare Wagen, ein T-Bird. In den seltenen Momenten der Freundlichkeit, darf Royce den alten Mann durch die Gegend fahren. Bei einem Interviewtermin strahlt die alte Anziehungskraft des alten Mannes auf und Royce bemerkt die Charmante Art, wenn es um Frauen geht. Doch kurz darauf schimpft der Musiker wieder über seine Tochter. Als Opa dann noch Royce´ neue Freundin beleidigt, platzt dem Jungen so langsam der Kragen. Doch das Unglück führt zu anderen Problemen. Eine Reihe von Schlaganfällen bringt letztendlich den alten Mann ins Krankenhaus, Royce wird mit dem Streben konfrontiert und wird dadurch erwachsen. Es kommt zur Versöhnung der Familie und durch den Tod des alten Mannes, verändert sich in mancher Hinsicht das Leben der Familie.

Die Geschichte erinnert ein wenig an Mrs Daisy und ihr Chauffeur. Der alte kauzige Mann und sein Enkel, eine Hass-Liebe, die zu Herzen geht und viel erzählt über das Erwachsenwerden, aber auch über das Thema Sterben. Weder kitschig noch allzu ernst wird hier wunderbar der goldene Mittelweg zwischen ernster Geschichte und humoriger Erzählweise gefunden. Schritt für Schritt begleitet man die beiden Menschen, bei ihrem Weg zueinander. Die unangenehmen Themen Demenz, Krankheit, Tod werden hier so natürlich behandelt, dass weder Rührseeligkeit, noch Widerwillen erzeugt werden. Ein grandioses Buch für fast alle Altersklassen, weich und fließend erzählt, ohne den Bogen in eine Richtung zu überspannen. Menschen, die lernen, die Vergangenheit zu akzeptieren und zu verzeihen, die trotz scheinbar unüberbrückbarer Differenzen, bilden das Gerüst einer großartigen Geschichte mit zeitlosem Charakter.