Royce und Arthur

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regenprinz Avatar

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Dieses Buch hält meiner Meinung nach, was es im Klappentext verspricht: eine witzige, originelle und berührende Geschichte zu sein. Und eigentlich geht es sogar noch darüber hinaus, denn es wirkt authentisch und scheut sich auch absolut nicht, den Leser direkt mit den unangenehmen und unschönen Seiten des Altwerdens zu konfrontieren.
Die Figuren sind alle gut gezeichnet, teilweise sind auch die Nebenfiguren so liebevoll charakterisiert, dass ich mich gefreut habe, als z.B. Coralee noch auftauchte. Arthur ist ein greiser Grantler par excellence, dessen Verhalten mich öfter zum Schmunzeln gebracht hat, wenn ich auch Royce' Ärger über ihn gut nachvollziehen konnte. Doch Arthur hat eben auch andere Seiten, so wie sie sich zeigen, als er Royce zu Friseurin Kim schleppt oder ihn nötigt, mit ihm Schuhe kaufen zu gehen. Da blitzt der andere Arthur durch, den es sonst nur noch auf alten Fotos zu bewundern gibt. Um den Interviewtermin zu überstehen bzw. die Veranstaltung zu seinen Ehren braucht es nämlich erst mühsame Vorbereitungen ...
Gut und glaubwürdig dargestellt ist auch das Verhältnis von Royce zu seiner Mutter, sowie später seine vorsichtige Annäherung an Dani, das Mädchen aus seiner Schule. Im Laufe der Geschichte entwickelt Royce sich hier deutlich vor dem Leser und bleibt sich dennoch treu, er lebt sich ein in der neuen Umgebung, wird offener und auch ein bisschen "cooler" im Umgang, behält aber dennoch seine ganz eigene Beobachtungsgabe und Ausdrucksweise. Ich mag ihn - ebenso wie Arthur, dem sein eigenes unverschämtes Verhalten manchmal ja selbst peinlich ist (wie man z.B. sieht, als er sich bei Dani nach ihrer ersten Begegnung entschuldigt).
Sprachlich habe ich an diesem Buch auch nichts weiter zu bemängeln, als dass mir an einigen wenigen Stellen die verbalen Derbheiten zu gehäuft auftraten, aber das sollte wohl ein Stilmittel sein, um z.B. Royce Wut und Ärger zu verdeutlichen. Sonst war die Geschichte sehr gut erzählt.
Gerade gegen Ende wurde der Roman für mich noch tiefgründiger, als es um Fragen der Sterbehilfe ging - damit hatte ich nach dem witzigen Beginn eigentlich gar nicht gerechnet. Aber im Verlauf der Handlung schien es passend und folgerichtig.
Und gefreut habe ich mich übrigens, dass in einem Buch über einen großartigen Cellisten die Band Apocalyptica erwähnt wird - das war für mich sozusagen das i-Tüpfelchen an Glaubwürdigkeit.
Fazit: Schönes Buch, das ich sehr gerne gelesen habe und wirklich weiter empfehlen kann.