Wunderschönes Jugendbuch!

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petris Avatar

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Arthur ist 95, er war früher ein weltbekannter Cellist, der die Frauen liebte, aber kein Glück mit seinen Ehefrauen hatte. Nr. 1 starb bei der Geburt ihrer Tochter und ließ ihn als todunglücklichen, alleinerziehenden Vater zurück, Nr. 2 verließ ihn, als Tochter Nr. 2 noch sehr klein war. Heute ist er nicht der Großvater, wie er im Bilderbuch steht, weise, liebevoll und nett, er ist grummelig, vergrault alle und bringt selten ein nettes Wort über die Lippen.
Royce ist 17 und Arthurs Enkel. Nach dem Umzug auf die andere Seite Canadas, eine Schnapsidee seiner Mutter Nina (übrigens Tochter Nr. 2), um Arthur nach einem Schlaganfall zu unterstützen, hat er noch keine Freunde und überlegt nur, wie er möglichst schnell wieder zurückkommt. Ein gut bezahlter Sommerjob, um sich mit dem Geld ein eigenes Auto leisten zu können, kommt da wie gerufen. Selbst wenn das heißt, sich um den missmutigen Arthur kümmern zu müssen.
Nachdem ihm Arthur seinen schönen, alten, schwarzen T-Bird gezeigt hat und ihn sogar damit fahren lässt, beginnt Royce sich mit dem Alten anzufreunden.

Eines meiner Lieblingszitate aus dem Buch stammt von einer dieser Fahrten: „Wären wir Darsteller in einem Film, würden Arthur und ich gemeinsam über Land fahren, ich würde von seiner reichen Lebenserfahrung profitieren und er von meiner Lebenslust.“

Die Hollywoodphantasien gehen auch mit mir als Leserin durch! Im Kopf erzähle ich schon die Geschichte zu Ende. Sie besuchen gemeinsam mit dem T-Bird Royces alte Freunde, Royce entdeckt sein musikalisches Talent und sein Großvater findet wieder Lebensfreude, indem er ihn unterrichten kann. …und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende.

So läuft das Leben aber nicht. Und damit auch nicht die Geschichte von Royce, Arthur und Nina. Aber der Autorin gelingt es, die Geschichte genau so liebevoll und menschlich zu Ende zu bringen, wie sie sie begonnen hat. Mehr wird hier nicht verraten!

Arthur oder Wie ich lernte den T-Bird zu fahren ist ein Buch, bei dem einfach alles stimmt, angefangen vom Titel über Cover und natürlich die Geschichte. Auch sprachlich hat es mir sehr gut gefallen, im Gegensatz zu anderen Jugendbüchern, bei denen es nur um eine spannende Story geht, wurde hier auch sehr sorgfältig erzählt. Ich habe den Roman in kürzester Zeit verschlungen, musste dabei lachen und weinen und habe die Charaktere richtig lieb gewonnen. Beeindruckt hat mich auch, wie differenziert die Autorin ihre ProtagonistInnen zeichnet. Kein schwarz-weiß, sondern ganz viele Schattierungen. Sie sind einfach menschlich, mit ihren guten und schlechten Seiten.

Alles in allem, ein wunderbares, sehr empfehlenswertes Buch nicht nur für Jugendliche!