Aus dem Leben einer Notärztin

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mammutkeks Avatar

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Mich hat ja bereits bei der Leseprobe fasziniert, wie inhaltlich flexibel Kristof Magnusson in seinen Büchern ist: Von der Beschreibung des alltäglichen Lebens in Reykjavik in "Zuhause" über die Hintergründe des Börsenkrachs in "Ich war das nicht" bis hin zum Island-Reiseführer habe ich alles gern gelesen. "Arztroman" ist da keine absolute Ausnahme, auch wenn mir dieser vielsagende Titel mehr versprochen hat, als er dann gehalten hat.
Hauptperson ist die Notärztin Anita Cornelius, deren Arbeit im Nothilfe-Team auf der einen Seite beschrieben wird, auf der anderen Seite nimmt ihr - ziemlich chaotisches - Privatleben einen großen Raum ein. Sie ist geschieden, der gemeinsame Sohn Lukas, lebt abwechselnd bei ihrem Mann und dessen neuen Frau und ihr. Allerdings wird schnell deutlich, dass der pubertierende Junge sich bei seiner Mutter nicht wirklich wohl fühlt.
Und so geht es im "Arztroman", dessen Cover mich in der Buchhandlung wirklich abgeschreckt hätte, das Buch auch nur in die Hand zu nehmen, vor allem um die vielfältigen innerfamiliären Probleme. Dabei gelingt es Magnusson leider nicht, Anita und vor allem ihre Haltung sympathisch zu gestalten. Sie bleibt - auch trotz der sozialen Ader, mit der sie sich um einen alten Mann kümmern möchte - leider ziemlich kühl, etwas abweisend. Ein guter, teilweise interessanter Durchschnittsroman von einem Autoren, von dem ich mehr erwartet hätte.