für mich sehr gelungen

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robby-lese gern Avatar

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Schon mit seinem Buch " Das war ich nicht " konnte Magnusson bei mir punkten und so war es für mich selbstverständlich, auch sein neues Buch " Arztroman " zu lesen.
Das Leben einer Notärztin, die sich gegen den Dienst auf der Intensivstation entschieden hat, um nur noch Noteinsätze zu fahren, hat mich mehr als begeistert. Da ich selbst im medizinischen Bereich arbeite, fühlte ich mich fast wie zu Hause und habe die Einsätze mit viel Interesse verfolgt.
Anita Cornelius, um die es in diesem Buch geht, lebt seit einiger Zeit getrennt von ihrem Mann und ihrem Sohn, der eine andere Lebenspartnerin gefunden hat und Lukas, ihr Sohn, ist gleich mit in die neue Wohnung gezogen. Man merkt, dass Anita dies aus der Bahn geworfen hat, obwohl die Trennung für sie durchaus o.k. war. Aber sie hat ein bisschen ihren strukturierten Rahmen verloren. Ihre Wohnung sieht immer noch aus, als wäre sie gerade erst eingezogen, außer Lukas Zimmer. Aber sie verbringt ihre Zeit auch lieber auf der Rettungswache, als zu Hause, weil dort das große Loch auf sie wartet. Auch eine neue, aber eher unverbindliche Beziehung , bringt sie nicht wieder auf die Spur. Gemeinsame Begegnungen mit ihrem Ehemann, der noch auf der Intensiv arbeitet, erinnern sie noch an alte Zeiten, in denen Anita auch mal einen Patienten auf die Intensiv einwies, nur um ihm für eine gewisse Zeit Pflege zuzusichern, weil diese Patienten allein lebten. Doch auch dies läuft nicht mehr wie früher, die Krankenhausreform lässt solches " Schmarotzertum" nicht mehr zu, jeder muss sehen wo er bleibt und muss gesund bleiben, denn wie Heidi, die neue Partnerin von Anitas Ehemann sagt, wir können nicht alle Sozialfälle mit durchziehen. Anita muss miterleben, wie ihre " alte Familie " sich immer weiter von ihr entfernt und sie für sich ein neues Leben finden muss. Eine nicht immer ganz einfache Aufgabe für Anita.

Mir hat es großartig gefallen Anita zu begleiten, sowohl in ihrem Berufsleben, als auch im privaten Bereich. Sie muss Idealvorstellungen und Wunschvorstellungen über Bord schmeißen und sich der Realität stellen und die sieht häufig anders aus, als sie sie sich wünscht, sowohl privat, als auch beruflich. Kristof Magnusson gelingt es wirklich gut , diese Zusammenhänge flüssig und unterhaltsam zu beschreiben. Anita fand ich als Person sehr sympathisch, in ihrer Orientierungslosigkeit , aber auch in ihrer gut ausgefüllten Rolle als Notärztin. Man findet schnell in das Buch, hat ein klein wenig Einblick in das immer mehr bürokratisierte Gesundheitswesen und die Belastungen , denen Ärzte und anderes ärztliches Personal ausgesetzt ist.

Für alle Interessierten, die einer Notärztin einmal über die Schulter schauen wollen, aber auch ein Buch, dass die Orientierungslosigkeit einer Frau beschreibt, die durch ihre Familie Halt fand, um dann selbst einen neuen Weg zu finden.