Kurzweilig, unterhaltsam und gut recherchiert.

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drums030 Avatar

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Auch wenn der Titel - sicherlich gewollt - Böses ahnen lässt, so verschont dieses Buch doch mit den typisch niveauniedrigen Groschen-Ärzte-Romanen. Man lernt Dr. Anita Cornelius, eine Ärztin in einem Berliner Krankenhaus die nach Jahren des Klinikalltages nun ausschließelich als Notärztin arbeitet. Relativ schnell weiß man nicht nur über die Eckdaten ihres Berufslebens sondern auch die des Privatlebens bescheid. Sohn kurz vor oder zu Beginn der Pubertät, Ehemann der mit seinem Sohn vor einem Jahr zu seiner neuen Freundin gezogen ist und eben Anita, die sich in ihrer etwas lieblosen Single-Wohnung mit Zimmer für den Sohn nicht recht wohl fühlen will. Und auch fast gleich zu Beginn tritt Rio auf, die männliche Neubesetzung.

Medizinisch gesehen (ich bin Medizinstudent im letzten Jahr) ist das Buch gut recherchiert und geschrieben. Einige Dinge - die ein Laie andernfalls nicht verstehen würde - sind beschrieben, nicht so kurz und nicht zu lang. Einige medizinische Fremdworte werden nicht erläutert, von meinem Standpunkt aus schwer einzuschätzen, ob der Laie da nicht ab und an das Fremdwörterbuch oder Google bemühen musste, ich denke schon. Aber das mag nicht allzu störend sein. Auch für Fachgebietler gibt es teilweise nochmal nette Wissens-Updates (vor allem hier mal nicht aus dem Lehrbuch sondern an Beispielen aus der Praxis des Notarztes, was das Ganze anschaulicher macht) so zum Beispiel noch einmal eine Erinnerung an die Gefahr des "Bergungstodes" bei unterkühlten Patienten.

Nicht ganz klar geworden ist mir im Verlauf des Buches, weshalb Anita eigentlich immer nur Nachtschichten fährt, am Ende ist es dann auch plötzlich mal eine normale Tagesschicht.

Die Verstrickungen noch mit dem alten und schon mit dem neuen Leben sind unterhaltsam, der Schreibstiel ist flüssig zu lesen und stellt keine großen Ansprüche an den Leser, das wird allerdings (für den Laien sicherlich noch mehr) durch die medizinischen Geschichten wett gemacht, sodass das Buch nicht zu "flach" ist. Es ist aber - sprachlich - auch weder anspruchsvoll noch besonders.

Alles in allem hat mich das Buch gut unterhalten, insbesondere weil es mich in seinem Medizin-Genre sehr angesprochen hat. Das Drumrumgerüst ist nett konstruiert und angenehm leichte Lektüre. Wer Tiefgründiges & sprachlich anspruchsvolles sucht, ist hier aber falsch.