Das Buch der Stereotype

Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern Leerer Stern
rudomekato Avatar

Von

Das Spiel mit der Wirklichkeit - oder eher: Das Buch der Stereotype.

Als ich die Leseprobe las, dachte ih mir, gebe ich dem Buch eine Chance. Vielleicht gibt es da drin neue Perspektiven.
Leider weit verfehlt.

Beginnen wir schön nach der Reihe mit dem Cover: Daran habe ich nicht wirklich etwas auszusetzen. Es ist ein normales Cover. Allerdings hatte ich da schon den Eindruck, dass dieses Buch eher für das Junior-Programm gedacht war und irgendwie den Weg ins allgemeine Programm fand. Allerdings habe ich zuvor bereits Sol gelesen, was sich zwar als Buch für junge Leute herausstellt, aber recht angenehm zu lesen war. Also dachte ich mir, könnte es hier auch so sein.

Dieses Buch wirkt fast so, als hätten Erebos und Air Awakens (oder Airwoken auf dem deutschen Buchmarkt) ein Kind.
Leider wurde es aus meiner Sicht nicht gut umgesetzt. Ohne neuen Perspektiven wirkt es wie ein Abklatsch genannter Bücher.

Was schade ist, da der Schreibstil Potential hat. Bis zur Mitte des Buches war er sogar angenehm und ich musste öffters lachen. Die Mitte des Buches habe ich tatsächlich sogar verschlungen. Allerdings wurde es ab einem bestimmten Punkt anstrengend, was teilweise dem Schreibstil zu verschulden war. Denn die Protagonistin hatte zu allem etwas zu vermelden.

Kommen wir also zu den Charakteren, die stereotypisch sind. Kein Buch kommt ohne Stereotype aus, aber an einem guten Buch merkt man, dass Stereotype genommen und modifiziert werden - sozusagen Abweichungen. Hier allerdings wurden sich lediglich Stereotype ausgesucht und so gelassen, ohne Abänderungen. Die Protagonistin wurde nach einer Weile nervig, da sie als mutmaßlicher Schlaukopf als sehr dumm dargestellt wird und manche Dinge nicht weiß, die eigentlich zum Allgemeinwissen zählen. Zudem hat sie scheinbar nicht einmal in ihren Wissensbereichen (Fechten, Latein, ...) Kompetenzen.
Es wirkte fast schon so, als würde die Autorin ihre eigenen Charaktere nicht kennen, was ich auch nicht erwarte, aber deswegen macht man Charaktersheets.

Der Plot fühlt sich stellenweise leer/flach an, beziehungsweise simpel und erwartbar (wie gesagt, keine neuen Perspektiven). Manches fühlt sich erzwungen an, während anderes gerisht wirkt.
Gegen ende hin, wird die Geschichte anstrengend, mit einer 0815-Drohung des Antagonisten (diejenigen, die es gelesen haben, wissen wahrscheinlich, was ich meine. Ich werde nicht spoilern, ist sowieso nicht erwünscht).

Alles in allem liest sich die Geschichte, als hätte es ein 15-16-jähriges Mädchen auf Wattpad oder Fanfiktion.de geschrieben. Dabei erwähne ich nicht einmal die Grammatik- und Rechtschreibfehler (die in der offiziellen Ausgabe vielleicht schon ausgemerzt wurden, deswegen drücke ich da bei jedem Vorablesen-Buch immer ein Auge zu).

Und noch eine Sache, weswegen ich dem Buch noch einen Punkt abziehe: Bitte Leute, wenn ihr etwas Unsensibles schreibt, schaut lieber nochmal im Internet nach, ob die Bedeutung eines Wortes dem entspricht, was ihr denkt, was es bedeutet. Das ist hier kein EInzelfall. Nämlich geht es darum, dass der Begriff Schizophren - wie so oft - falsch verwendet wird. Nochmals, an alle die sich mit mentaler Gesundheit nicht auskennen: Ihr meint Dissoziative Identitätsstörung. Schizophrenie sind so etwas wie Halluzinationen, wobei man auch da differenziert.
An und für sich bin ich der Ansicht, dass jedes Buch ein Sensitivity Reading braucht.

Es tut mir wirklich sehr leid, dass ich dem Buch dann doch nur zwei Sterne geben muss, da ich eigentlich immer nett bewerte, da ich die Mühen der Schriftsteller wertschätze.
Ich hatte wirklich Schwierigkeiten, bei diesem Text nicht an eine Schreib-KI zu denken, auch wenn es aus der Hand einer echten Person kam.

Aber an und für sich: Ich kenne ein paar, denen das Buch ohnehin gefallen würde und wem das alles egal ist, was ich schreibe, der wird sicher auch etwas Positives daraus ziehen können.
Es ist nur meine Meinung und Geschmäcker sind verschieden. Ich würde sagen, wem Erebos und Airwoken gefällt, wird sicher auch daran Spaß haben.