Grenzenloses Wissen über Grenzen

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Rezension zu "Atlas der Unordnung" von Papin/Tertrais


Im Ernst: ersetzt die Atlanten in den Schulen doch bitte durch diesen Atlas!

Dieses Sachbuch über die sichtbaren und unsichtbaren Grenzen unserer Welt hat meine Erwartungen mehr als übertroffen. Ich habe nicht nur soviel wie überhaupt noch nie über geographische, politische und kulturelle Grenzen gelernt, sondern auch viele diesbezügliche Zusammenhänge erstmals verstanden.

Grenzen waren für mich bis dato etwas, was vor langer Zeit ausgemacht oder erkämpft wurde und seither unabänderlich gegeben ist. Die aktuellen Zeitgeschehnisse rund um den Russland-Ukraine-Konflikt zeigen uns allen, dass selbige ganz und gar nicht in Stein gemeisselt sind. Umso markanter und passender ist dieses Buch für die Gegenwart.
Wie die meisten wahrscheinlich habe auch ich natürlich sofort die russisch-ukrainische Karte aufgeschlagen und bin sehr erstaunt darüber, wie klar dieser Konflikt sich scheinbar abgezeichnet hat.

Aber auch die restlichen 59 Karten sind nicht weniger spannend. Es wird aufgezeigt wie Grenzen historisch gewachsen und immer mehr geworden sind. Welche Besonderheiten Grenzen entlang von Meeren und anderen Gewässern haben. Wie sich Migration und Kultur auf Grenzziehungen ausgewirkt hat und natürlich wird auch um nach wie vor umstrittene Grenzen eingegangen. Dass dieses Kapitel so lang ist, ist der vielleicht traurigste Aspekt dieses Buchs. Es ist zu befürchten, dass es wohl immer Kriege geben wird, solange es Grenzen gibt.

Großen Dank an die Autor:innen für die umfangreiche Einleitung und die vielen Erläuterungen, die den "Atlas der Unordnung" es auch für Lai:innen wie mich les- und verstehbar machen.

Optisch und haptisch gibt es nichts auszusetzen. Dieses Buch ist hochwertig und aufwendig illustriert und verarbeitet und es ist ein Genuss darin zu blättern, dabei zu lernen und mit jeder Seite schlauer zu werden.