Ein ganz wundervolles Buch!

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
pmelittam Avatar

Von

Lisbeth Ritter hat bisher zusammen mit ihrem Schaf Paul in einem Zelt im Garten ihrer Tante Ruth in einem brandenburgischen Dorf gewohnt. Lisbeth, die als Kind von ihrer Mutter vernachlässigt wurde, hat eine Menge psychischer Probleme, sie zählt z. B. alles, was ihr unter die Nase kommt, bei großem Stress legt sie sich hin und schläft – auch schon einmal mehrere Tage. Als Ruth ihr eine Wohnung in Berlin-Kreuzberg kauft und sie quasi zwingt, dorthin zu ziehen, ist Lisbeth zunächst sehr unsicher. Doch dann lernt sie Paul kennen und dessen recht skurrile Freunde, die ihr das Leben etwas leichter machen, aber auch neue Probleme und Chaos mit sich bringen. Für Lisbeth ist es gar nicht so einfach, ihr Leben trotz allem zu meistern.

Schon das Cover dieses Buches, das ich nur zufällig in die Finger bekam, hat mir sehr gut gefallen. Es verspricht mir einen besonderen aber auch einen schönen Roman und das Buch hat dieses Versprechen mehr als gehalten.

Susann Rehlein hat in ihrem Debütroman wunderbare Charaktere zum Leben erweckt. Lisbeth hatte es bisher nicht leicht im Leben und ihre Umwelt hatte es wahrscheinlich auch nicht immer leicht mit ihr, jedoch ist sie eine sehr sympathische junge Frau, die sich bemüht, ihr Leben irgendwie in den Griff zu bekommen, sie ist warmherzig und hilfsbereit, auch wenn ihr Letzteres oft ziemlich schwer fällt. Sie ist aber auch anhänglich und unsicher. Im Buch gerät sie in allerhand skurrile Situationen, wodurch sich der Roman durch viel Humor und manchmal auch Melancholie auszeichnet.

Lisbeths neuer Freund Paul, tätowiert, Ex-Knacki, möglicherweise immer noch kriminell, aber auch begeisterter Hobby-Gärtner und sehr guter Freund, Pauls Freunde aus seiner Hausgemeinschaft, alles Alt-Revoluzzer, von denen man teilweise nur den Spitznamen erfährt, der manchmal genauso skurril ist wie der Charakter selbst – da gibt es z. B. eine Babsi G-Punkt, aber auch so eher harmlose Figuren wie Tante Ruth, alle haben etwas Besonderes und bringen eine ganz bestimmte Würze in den Roman.

Die Autorin hat einen tollen Erzählstil, sie erzählt aus Lisbeths Perspektive, durch die Wahl der dritten Person zwar mit einer gewissen Distanz, so dass man Lisbeth tatsächlich beobachtet, dann aber auch wieder nahe dran, z. B. dadurch, dass z. B. Zahlen durchgestrichen werden, weil Lisbeth mit dem Zählen aufhören will (so etwa wie:Es gab 15 einige Gummibänder) oder auch durch die zwar wenigen aber sehr humorvollen Fußnoten. Die Geschichte ist oft sehr humorvoll, machmal auch bitter und traurig, der Grundton aber hoffnungsvoll.

Mich hat der Roman in gute Laune versetzt, aber mir auch hin und wieder eine Träne im Augenwinkel hinterlassen (vor allem gegen Ende auch ein paar mehr). Ein wunderbares Buch mit einer wunderbaren Geschichte, so dass ich dem Zufall mehr als dankbar bin, der es mir ins Haus brachte. Kaum zu glauben, dass es sich hier um den Debütroman der Autorin handelt, das lässt auf noch viele richtig gute Bücher hoffen. Ich finde dieses Buch hat sehr viele Leser verdient und empfehle es allen, die gerne einfach mal eine Geschichte lesen wollen und auch nicht davor zurückschrecken, dass die Charaktere ein bisschen anders sind.