Leben in Kreuzberg

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Der Roman „Auch die Liebe hat drei Seiten“ von Susann Rehlein handelt von der 23-jährigen Lisbeth Ritter, die von ihrer Tante Ruth aus ihrem Zelt in Bückschitz „rausgeschmissen“ wird und nach Kreuzberg zieht. Dort lernt die Einzelgängerin den „Ex-Knacki“ Tattoo-Paul, der sich im Verlauf des Romans väterlich um sie kümmert, und seine Hausgemeinschaft kennen. Ein neues Leben beginnt für Lisbeth mit ihren vielen Macken, zu denen Fluchtschlafen und Zählen gehören. Jedoch vermisst sie ihr Schaf Paul, das ihr vorher immer Gesellschaft geleistet hat und das Tattoo-Paul und Edgar (Drops) später nach Kreuzberg holen. Edgar ist der Mann, der Ruths Anwesen übernehmen soll, und von dem Lisbeth sich verdrängt fühlt; dennoch ist sie auch in ihn verliebt…

Der Roman ist wie der Titel vermuten lässt kein direkter Liebesroman, auch wenn das auch ein wichtiges Thema darstellt. Vielmehr handelt er vom Erwachsenwerden. Man kann ihn auch als eine Art Milieubeschreibung ansehen. Die einzelnen Charaktere, insbesondere Lisbeth und die Mitglieder der Hausgemeinschaft, sind skurrile, aber lustige Gestalten, die beim Lesen sehr lebhaft wirken, teilweise jedoch auch etwas überzeichnet. Die Idee der Darstellung von Lisbeths Macke mit dem Zählen und der Verdeutlichung der Abgewöhnung durch Durchstreichen der Zahl und Ersetzen durch einen allgemeineren Ausdruck wie „viele“ ist recht humorvoll und verdeutlicht den Zustand und die Entwicklung der Protagonistin. Jedoch ist die Handlung an einigen Stellen recht langatmig. Die starke Hervorhebung der Macken der Protagonistin führt dazu, dass man dadurch auch genervt bzw. gelangweilt sein kann. So kann das Lesen auch teilweise anstrengend werden. Der Erzählstil an sich ist jedoch sehr einfach und leicht zu lesen. Daneben weist der Roman immer wieder Ecken zum Schmunzeln auf.

Als anspruchslose Lektüre für Zwischendurch ist dieser Roman daher durchaus zu empfehlen. Gerade, wenn einem das Kreuzberger Milieu zusagt und man etwas zum Schmunzeln sucht. Der Roman ist herzlich. Jedoch darf einen die teilweise übertriebene Darstellung nicht stören.