Lustige Romanze

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zarahia Avatar

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Auch wenn der Titel nur eine weitere kitschige Liebesgeschichte vermuten lässt, erzählt dieses Buch eine besondere Geschichte. Es erzählt in einem erfrischend trockenen Stil von Lisbeth, deren Tante Ruth sie aus ihrem Zelt in Bückschitz, wo sie mit ihrem Schaf Paul gelebt hat, rauswirft und nach Berlin schickt. Ausgerechnet in Kreuzberg hat sie für Lisbeth eine Wohnung gesucht, dessen Wohnzimmer so groß ist, dass Lisbeth es immer nur als Hallenbad bezeichnet. Und dabei füllen ihre Habseligkeiten nicht mal das kleinere Zimmer nebenan.
Sie fühlt sich in Kreuzberg und vor allem in ihrer Wohnung völlig verloren, und um nicht wie sonst immer ins Zählen zu geraten, geht sie aus, und findet gleich einen neuen Paul, nur der ist ein Mensch, ein alternder, tätowierter, der in einer Hausgemeinschaft wohnt. Und ehe Paul sich versieht, wird er mindestens einmal täglich von Lisbeth angerufen, die jemanden sucht, der sich um sie kümmert, weil sie nicht das Gefühl hat, alleine klar zu kommen. Und Paul kümmert sich tatsächlich um sie.
Natürlich vermisst sie ihr Schaf Paul und als sie ihre Tante besucht, die ihr bei der Gelegenheit erzählt, dass sie ihr Land an Edgar verkaufen will, der Lisbeth vor Jahren das Herz gebrochen hat, dreht sie durch. Ihre Angst, verlassen zu werden, sitzt tief, da ihre Mutter sie als Kind oft tagelang allein gelassen hatte und schließlich ganz verlassen hat. Und diese Angst bricht nun wieder hervor, so dass sie ihr Schaf nach Kreuzberg holt, um wenigstens ihn um sich zu haben.
Doch seit dem Zeitpunkt, als Edgar wieder in ihr Leben tritt, bekommt sie ihn nicht mehr aus ihrem Kopf. Statt die Gegenstände um sich herum zu zählen, zählt sie nun, wie oft sie an Edgar denkt. Und das ist oft. Auch Edgar scheint Gefühle für sie zu haben, aber aus irgendeinem Grund hält er sich lange zurück.
Unterdessen gibt es im Haus der Hausgemeinschaft einen Wasserschaden, wodurch einige Wohnungen nicht mehr bewohnbar sind. Deren Bewohner ziehen kurzerhand bei Lisbeth im Hallenbad ein, und auf einmal wird sie in ihrer eigenen Wohnung herumkommandiert. Das lässt sie sich eine Weile gefallen, doch ausgerechnet als es ihr endgültig reicht, taucht Edgar auf und kriegt ihren Wutanfall ab. Dabei fühlt sie sich in seiner Nähe eigentlich sicherer, geborgener und weniger zählwütig.
Das Ganze ist aus Lisbeths Perspektive und unglaublich unterhaltsam erzählt, wobei die Autorin die verworrenen und doch kindlich anmutenden Gedankengänge ihrer Protagonistin nacherzählt, ohne dabei die Spannung zu verlieren. Und obwohl das Ende sehr vorhersehbar war, hatte ich viel Spaß beim Lesen.