Das scheue Reh

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karschtl Avatar

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2,5 Sterne

Die Autorin zeichnet in diesem Buch den Lebensweg von Audrey Hepburn von ihrer Kindheit bis zu ihrem Tode nach, wobei natürlich einige Jahre prominenter vertreten sind als andere. Auf jeden Fall gewinnt man einen sehr guten Eindruck von Audrey als Privatperson. Denn genau darauf beziehen sich die allermeisten Kapitel. Nur ganz ganz selten werden mal Anekdoten von einem Dreh eingeflochten (schade eigentlich, da wäre sicher die ein oder andere interessante Geschichte dabei gewesen), den Rest der Zeit begleiten wir Audrey auf der Suche nach ihrem privaten Glück. Irgendwie eher zufällig nach Hollywood gekommen, drehte sie stets mehr von anderen gedrängt als aus eigenem Wunsch heraus Film um Film. Dabei wollte sie nichts anderes, als mit einer großen Familie auf dem Land zu wohnen und einem beschaulichen Leben nachzugehen.

Dieses Leben findet sie zumindest ansatzweise, als sie sich in die Schweiz zurückzieht, und die Autorin beschreibt sehr ausschweifend, detailreich und 'blumig', was Audrey dachte, fühlte und sagte (wobei mich der Schreibstil leider mehrfach an kitschige Frauenromane erinnerte). Doch gerade diese Detailfülle in den "privaten" Szenen, die wahrscheinlich den LeserInnen alles besser veranschaulichen sollen, bewirken bei mir genau das Gegenteil, nämlich dass sich die gesamte Geschichte noch weniger authentisch anfühlt als sie vielleicht ist. Woher hat Juliana Weinberg diese ganzen Infos? Leider spricht sie in ihrem Nachwort nur von "intensiven Recherchen", aber gibt keine einzige Quelle an, verweist auf kein einziges Interview mit Zeitzeugen, nennt kein einziges Buch oder Memoir in dem sie geblättert hat. All das hätte bei mir zu mehr Glaubwürdigkeit verholfen. So aber denke ich mir, dass das Wesen und der Charakter von Audrey Hepburn sicherlich so war wie er hier geschildert wird (eine tolle und erfolgreiche Schauspielerin, die ihren Drehaufträgen stets pflichtbewusst und professionell nachkam; die aber im Grunde nichts lieber wollte als unbehelligt ein normales Familienleben zu führen), aber dass ihre hier dargestellte Geschichte reine Fiktion ist. Und da diese - wie bereits angeführt - dann auch noch in einer trivialen Art & Weise erzählt wird, reicht es bei mir leider nur für 2,5 Sterne.

Sobald ich mit dem Buch fertig war, habe ich nach allen möglichen Bildern gegoogelt. Das gehört für mich zu solch einer Lektüre immer dazu, ich hatte mich aber während des Lesens damit zurückgehalten, um mir selbst nicht die Spannung zu nehmen ob sich zB ihr größter Wunsch nach einem Kind erfüllen wird. Aber es ist lohnenswert, im Nachhinein noch Bilder von ihrem Haus in der Schweiz sehen, von Audrey in zahlreichen Kleidern von Givenchy, und von Audrey und den Männern in ihrem Leben (die ich allesamt nicht so attraktiv fand, wie sie im Buch dargestellt werden). Audrey Hepburn hingegen strahlt auf den meisten dieser Bilder eine unglaubliche Anmut, Eleganz aber auch Schüchternheit aus.