Die zwei Seiten einer Medaille

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Schauspiel-Legenden haben etwas Faszinierendes an sich. Sie waren Pioniere ihrer Zeit. Die frühe Filmindustrie, in der Schauspieler weniger omnipräsent als heutzutage waren, ikonisierte aber auch ihre Stars. Dies sorgte dafür, dass sie noch heute einen gewissen Charme versprühen. Es ist diese gewisse Retromanie/Nostalgie vergangener Zeiten, auf die oft verklärt geblickt wird. Der Roman von Juliana Weinberg lichtet den Vorhang des scheinbar so schillernden und perfekten Lebens eines dieser Legenden und zeigt eindrücklich die zwei Seiten einer Medaille. Audrey ist sechs als ihr Vater die Familie verließ, es folgten Krieg und Hungersnot - eine Zeit, in der Audrey einzig allein durch das Ballett einen Zufluchtsort vor der unerbittlichen Realität fand.
Nach dem Krieg verschlägt es sie mit ihrer Mutter nach London, um an einer renommierten Ballettschule ausgebildet zu werden. Ihr Traum platzt wie eine Seifenblase, findet sie sich stattdessen als Hintergrundtänzerin mit kleinen Sprechrollen im Theater wieder. Ihr Sprungbrett in die Filmwelt.

Dann geht alles ganz schnell, Audrey erhält Angebote am laufenden Band und lernt auf ihrer Reise Menschen kennen, die unterschiedlich Rollen in ihrem Leben einnehmen werden. Menschen, mit denen man als Leser sympathisiert oder diesen abschätzig begegnet. So ihrem ersten Ehemann. Was für ein Typ! Selbst nichts auf die Kette kriegen, aber sich im Ruhm der eigenen Frau baden und dabei ihre Bedürfnisse und Gesundheit ignorieren bzw. diese sogar aufs Spiel setzen. Man möchte Audrey helfen, sie aufrütteln und fragen, warum sie das mit sich machen lässt. Dabei ist die Antwort glasklar. Sie ordnete sich unter, um den scheinbaren Frieden und die Harmonie zu bewahren, den sie seit Kindheit hinterherjagte.

Momente mit ihren engsten Freunden Givenchy, Gregory Peck und Connie Wald waren für sie Balsam. Und auch ich fühlte mich jedes Mal ein Stück weit so, als würde ich nach Hause kommen. Es war eine unglaubliche Wärme, die ihr von diesen Menschen entgegengebracht wurde und die sich wunderschön anfühlte. Glück im Beruf, Pech im Privaten ist das Motto, das leider auf Audrey Hepburn zutrifft. Es folgten weitere Fehlschläge in der Liebe, aber auch in Form von unzähligen Fehlgeburten, an denen sie beinahe zerbrach.

Weinberg zeigt eine vielschichte Person, eine von Selbstzweifeln geplagte, wie auch starke Frau, die allen Widrigkeiten trotzt und eine unglaubliche Energie aufbringt, wofür man ihr nur großen Respekt zollen kann. Man gönnt ihr von Herzen, dass sie mit der größten Rolle ihres Lebens endlich glücklich wird, dem lang ersehnten Muttersein. Sicherlich werden in dem biografischen Roman Lebensabschnitte behandelt, die „große Fans“ Audrey Hepburns kennen werden. Für mich war es eine spannende Lektüre, da mir Einzelheiten ihres Lebens unbekannt waren. Dabei besaß der Schreibstil eine Leichtigkeit, die einen durch das gesamte Buch getragen hat. Gekonnt wurden Filmkarriere und das private Leben verwoben, sie fügten sich harmonisch zusammen, sodass auch Zeitsprünge nicht aus dem Lesefluss reißen konnten.

Nach diesem Buch mag und bewundere ich Audrey Hepburn nicht nur wegen ihrer Filme, sondern allen voran aufgrund ihrer Persönlichkeit. Sie ist trotz ihres Ruhms bodenständig geblieben, ist ehrlich und trägt das Herz am rechten Fleck. Ihre Geschichte bewegt zutiefst, die ich all jenen nahelegen möchte, die die echte Person hinter der bekannten Schauspielerin kennenlernen wollen.