Inspirierend und bewegend

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meikymeik Avatar

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„Ich bin ein introvertierter Mensch, ich gehe gerne spazieren und koche gerne, ich arbeite ein bisschen im Garten und versorge mein Baby.“

In Arnheim in den Niederlanden 1944, während der Zweite Weltkrieg mit seiner Hungersnot Europa erschüttert, entdeckt die junge Audrey ihre Liebe zum Tanz und träumt davon, eine Primaballerina zu werden. Obwohl dieser Traum bald platzt, lässt sie sich, wie so oft in ihrem späteren Leben, nicht entmutigen und verfolgt sogleich ihr neues Ziel. Ihr Talent bringt Audrey nach Hollywood und schon bald spielt sie in so vielen bekannten Filmen an der Seite anderer großer Stars. Dieses Leben verlangt ihr alles ab. Dabei hat sie neben ihrem beruflichen Erfolg doch auch private Träume, die sie sich für eine familiäre Zukunft vorstellt. Es ist nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen ohne sich selbst dabei zu verlieren.

Juliana Weinberg hat hier ein tolles Buch über eine bemerkenswerte Frau geschrieben.

Audrey sprüht trotz ihres nicht einfachen Lebens vor Leichtigkeit, ist energiegeladen und strahlt Frische aus, die wie gespielt auf den Leser überspringt. Textstellen wie „im Gegensatz zu anderen Mädchen, die aufgaben und lieber einen Sekretärinnenkurs belegten, biss Audrey die Zähne zusammen und kämpfte weiter“, „Die Ballettausbildung bei Madame Rambert hatte sie gelehrt, dass man immer präsent zu sein hatte, immer lächeln und sich konzentrieren musste, auch wenn die Welt um einen herum in Stücke zerbrach.“ und „Meine Mutter hat mich zwanzig Jahre lang eingebläut, dass man die eigene Person nicht an die erste Stelle setzt. „Mach kein Aufheben um dich“, sagt sie immer, „das tut man nicht.““ zeigen, dass Audrey eine starke Frau mit viel Disziplin und einem beeindruckenden Durchhaltevermögen war. Sie war zwar nie frei von Selbstzweifeln und Grübeleien, liebte aber ihren Beruf: „Die Kritiker hoben Audrey in den Himmel. Sie gab in ihren Filmen alles, versetzte sich aus tiefstem Herzen in ihre Rollen und liebte noch immer das befriedigende Gefühl, vollends mit einer anderen, fiktiven Person zu verschmelzen.“ Aber neben ihrem beruflichen Erfolg hatte sie auch private, familiäre Wünsche: „Sie wollte eigene Kinder, die sie mit Liebe und Fürsorge überschütten konnte.“

Toll, was für einen Einblick man hier in das Leben einer so großen Persönlichkeit bekommt. Man fühlt sich ihr auf einmal sehr nah und vertraut.

Andere Textstellen haben mir inhaltlich regelrecht Herzrasen verursacht: „Letztendlich war alles nach seinen [Mels] Wünschen gelaufen. Als Audrey am Abend eine Runde mit dem Kinderwagen drehte, um einen klaren Kopf zu bekommen, wurde sie das Gefühl nicht los, dass alles kolossal schief gelaufen war. Es war ihre eigene Schuld, denn sie hatte sich nicht genügend gegen ihren Mann behauptet. Wieder einmal hatte sie ihre Sehnsucht nach Frieden und Harmonie über ihre eigenen Bedürfnisse und – schlimmer noch – über die ihres Neugeborenen gestellt.“ Bei diesem Absatz wurde es mir richtig schwer ums Herz. Audrey tat mir so leid und es ist einfach nur unfair, dass sie die Schuld alleine bei sich selber sucht, anstatt zu erkennen, wie sie bevormundet wird. Es ist sehr traurig, frustrierend, machtlos und ernüchternd wie Audrey von verschiedenen Personen ihres Umfeldes übergangen und bevormundet wird und das nicht zu ihren Gunsten und schon gar nicht nach ihrem Willen. Die Leute meinen es vielleicht gut mit ihr, aber sehen auch nicht, dass sie so vieles gar nicht will. Wenn sie sich dann dagegen wehrt, aufbegehrt und es zum Streit kommt, wird sie als die Schuldige hingestellt. Eine hysterische Frau, die nicht weiß, was richtig und gut für sie ist. Ich kenne das nur zu gut und wurde beim Lesen dieser Szenen regelrecht wütend und traurig und konnte richtig mit ihr mitfühlen.

Juliana Weinberg hat einen wunderbar unbeschwerten Schreibstil. Ihr Buch lässt sich ohne Stolpersteine einfach und flüssig zu lesen. Ich habe es regelrecht verschlungen und dabei noch ein neues Wort gelernt: begütigend. Und die Formulierung „sich ein verständnisinniges Lächeln zuwerfen“ finde ich richtig schön. Selbst wenn es eine fiktive, der Fantasy entsprungene Geschichte wäre, wäre es ein gelungenes, lesenswertes Buch. Es ist einfach in sich geschlossen, geht direkt ins Herz und hat alles, was ein gutes Buch braucht. Ich habe es sehr genossen, dieses Buch zu lesen. Es war ein wirkliches Vergnügen.

Die Gedanken an dieses Buch und das damit verbundene Leben der Audrey Hepburn werden mich noch lange mit Freude und Inspiration begleiten.