Erfrischende Figuren und Ideen

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la calavera catrina Avatar

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Der elfjährige Elmo ist ein interessanter Charakter und trägt die Geschichte. Man hat ein bisschen Mitleid mit ihm, weil er soviel Pech zu haben scheint, obwohl sich meistens alles zum Guten fügt. Aber er ist clever, zielstrebig, fantasievoll und hat mit seiner Schwester Nelly jemanden, die ihm den Rücken frei hält, wenn die Mutter wieder Überstunden in ihrem Späti macht. Nach Monaten der Trauer verlässt Elmo das Bett, lernt Idefix, einen ganz besonderen Hund kennen, dessen Gedanken er in seinem Kopf zu hören scheint, und begegnet daraufhin ungewöhnlichen Menschen und bekommt schließlich seinen ersten richtigen Fall. Das ist fortan seine Mission, die perfekte Ablenkung, um seinem Vorbild, Meisterermittler Rufus Rockefeller nachzueifern und die erlernte Recherchekunst anzuwenden.

Mir hat gut gefallen, wie das Thema Tod und Trauer so sensibel eingeflochten wurde. Es steht nicht im Fokus, spielt aber eine entscheidende Rolle. Elmo verarbeitet den Tod seines Bruders und bekommt Panikattacken, immer wenn er am Unfallort vorbeikommt. Etwas Besonderes, insbesondere in Kombination mit einer Detektivgeschichte. Sogar eine Behinderung wird thematisiert. Doch es ist zu keiner Zeit deprimierend, sondern eher interessant zu beobachten, wie Elmo damit umgeht und Unterstützung bekommt. Dabei ist Elmo auch ein Vorbild, wenn es darum geht, sich einzugestehen, dass man einen Gang zurückschalten muss, wenn sich eine emotionale Notlage einstellt: „Ich glaube, ich klink mich mal ganz kurz aus.“

Der Erzählstil ist herrlich erfrischend, punkig, spielerisch und regional authentisch. Das Autoren-Duo Sebastian Kiefer und Benjamin Tienti zoomen aus Szenen heraus, wodurch sich erst nach und nach ein erzählerisches Bild aufbaut. Das macht das Lesen abwechslungsreich und spannend. Obwohl eigentlich noch garnicht so viel passiert, gibt es eine Menge zu erfahren. Die Nebenfiguren sind interessant und lebendig. Die Dialoge sind witzig und frech. Da mir die Geschichte gut gefallen hat, finde ich den Schluss sehr schade. Leider wird nicht ersichtlich, dass es sich überhaupt um den Auftakt einer Reihe handelt. Dafür sind die letzten Seiten dann ein ordentlicher Cliffhanger. Erzählerisch zwar spannend inszeniert, aber bietet nur ein unbefriedigendes Ende. Ich bin aber sehr gespannt auf die Fortsetzung und mochte die erfrischenden Figuren und Ideen. Es macht wahrscheinlich mehr Spaß, mit der Reihe zu beginnen, wenn die Fortsetzung schon erschienen ist, und man alles am Stück lesen kann.