Dümmliches Gedümpel

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aischa Avatar

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Lust auf eine originelle, spannende, intelligente und unterhaltsame Dystopie? Dann bloß Finger weg von diesem Buch!

Theresia Enzensberger schildert hier zu Beginn einen utopischen Inselstaat vor der deutschen Küste. Wobei "schildern" schon fast übertrieben ist - man erfährt wenig mehr über die sogenannte Seestatt, als dass die geplante Selbstversorgung nie geklappt hat, das ganze recht in die Jahre gekommen ist und das dortige Leben der idealistischen Aussteiger auf Ausbeutung unterprivilegierter Arbeiter*innen fusst. Protagonistin Yada, Teenager-Tochter des Seestatt-Gründers, flieht aufs Festland. Auch dort bleibt die Story fragmentarisch und nebulös, die Bedrohung scheint teilweise durch den Klimawandel (brennende Wälder und Überflutungen), mehr noch aber Folge des Neoliberalismus zu sein: Immobilien sind für viele unerschwinglich, Menschen leben in Zelten oder ihren Autos.

Enzensberger erzählt vor allem aus den wechselnden Perspektiven Yadas und der auf dem Festland lebenden Helena, die sich wenig überraschend als deren Mutter herausstellt. Helena ist eine Künstlerin, die ungewollt durch zufällig eingetretene Vorhersagen zu Berühmtheit und einer sektengleicher Anhängerschaft kommt. Wirr, unglaubwürdig und langweilig hat dieser Roman für mich auf keiner Ebene funktioniert. Anfangs weckte noch die dritte Erzählperspektive mein Interesse: Helens "Archiv", Einschübe, die sachbuchartig über historische Sonderlinge, Landnahmen und Staatsgründungen informieren, von Leicester Hemingway bis Darwins Green Mountain. Doch letztlich kann man auch einfach die entsprechenden Wikipedia-Einträge lesen, ohne literarischen Wertverlust.