Eine futuristische Lebensordnung im kleinen und auch sie scheitert

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sofiewalden Avatar

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Die 17-jährige Yada, deren Vater eine eigene abgekapselte Lebensgemeinschaft, die 'Seestadt', aufgebaut hat, bekommt eine gute Ausbildung, wird aber von medialen und auch kulturellen Anreizen regelrecht abgeschottet. Ihr wird suggeriert, ein Leben 'außerhalb ihrer Blase' wäre inzwischen nicht mehr möglich. Doch dies ist wie so vieles andere nicht die Wahrheit. Yada merkt, dass dieses künstlich geschaffene Lebenskonstrukt an allen Ecken und Enden bröckelt, im wahrsten Sinne des Wortes und sie begehrt auf, indem sie den Dingen nachgeht und immer mehr Klarheit darüber bekommt, was 'wirklich' ist.
Und auch jenseits von Yadas Welt findet Leben auf gar nicht so menschenfeindliche Weise statt. Hierfür steht Helena, eine durch Zufall zum Orakel hochstilisierten Frau, die so auch als Anführerin einer Art Sekte fungiert, sehr widerwillig, was dann auch Ambitionen bei anderen weckt.
Yada und Helena, irgendwie steuern sie langsam aufeinander zu. Das ist schon klar und darin liegt auch eine gewisse Spannung. Als drittes sozusagen neutrales Element taucht 'das Archiv' immer wieder im Verlauf der Geschichte auf. Dies steht für die reale Welt und erzählt von sektenähnlichen Gebilden, Lebensformen, Gesellschaften, die es tatsächlich, gestaltet von Menschen, einst gab und die alle gescheitert sind. Aus Utopie wird Dystopie und die lässt schmerzhaft grüßen.
Das Gesamtwerk, das daraus entstanden ist, dieses durchaus literarisch ambitionierte Gebilde, es hat seinen Reiz, aber ganz überzeugt hat es nicht. Ein starkes Ende, das das Gesamtpaket fest zusammenschnürt, und einem als Leser die etwas verlorengegangene Orientierung zurückgibt, darauf hat man gehofft und es der Geschichte gewünscht.
So aber bleiben interessante gut recherchierte Fakten und ein schriftstellerisches Experiment, das beileibe nicht in einer Dystopie endet, aber es gibt noch Luft nach oben.