Interessanter Ansatz ohne überzeugende Geschichte

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Theresia Enzensberger entwirft in "Auf See" eine Zukunftsvision, von der man bis zum Schluss nicht genau weiß, wie dystopisch sie eigentlich ist. Deutschland (Europa? die Welt?) wurde von den Folgen des Klimawandels eingeholt, auch politisch und gesellschaftlich gab es negative Entwicklungen, die aber nur angedeutet werden und unscharf bleiben. Wenig überraschend, dass in diesen prekären Zeiten selbsternannte Heilsbringer, die neue Gesellschaftsformen propagieren, Zulauf gewinnen. Theresia Enzensberger stellt hier sowohl in Romanform fiktive, als auch in im gut lesbaren Sachbuchton verfassten Zwischenkapiteln reale Beispiele solcher utopischen Projekte (und deren Scheitern) vor. Das ist alles interessant und auch die Fokussierung auf den weiblichen Blickwinkel hat mir gefallen, aber ein Aha-Moment blieb aus. Manche Nebenfiguren tauchen auf und verschwinden wieder ohne dass ihre Geschichte auserzählt scheint. Die Geschichte insgesamt fließt ohne Überraschungen oder große Wendungen vor sich hin - das hatte ich anderes erwartet.
Die Unterteilung in sehr kurze Kapitel störte meinen Lesefluss, aber ansonsten sprachlich sehr gut lesbar.
Eine andere Dystopie mit interessanten Ansätzen, die mich aber nicht richtig überzeugen kann.