nicht allzu ferne Zukunftsmusik

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imperatorwilma Avatar

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Yada wächst in einer abgeschotteten Community auf einer künstlichen Insel vor der Küste Deutschlands auf. Einst wurde diese Schwimmende Bastion errichtet, um einen sicheren Zufluchtsort vor den Katastrophen und gesellschaftlichen Umwälzungen zu bieten, die den Rest der Erde heimsuchen. Doch mittlerweile scheint das Projekt mehr und mehr zu verkommen. Dann ist da auch noch Yadas Vater, einer der Mitbegründer der Seestatt, wie die Kolonie heißt, der seine Tochter vor allen äußeren Einflüssen der alten Welt schützen will. So auch vor dem Einfluss von Yadas Mutter, die unter einer seltsamen psychischen Krankheit litt. Doch mehr und mehr zeigt sich, dass Yada überall nur auf Lügen stößt.

--Ich erhoffte mir ehrlich gesagt einen rasanten und dystopischen Roman, der gleichzeitig mich auch noch mit literarischen Aspekten in Sprache und Stil begeistern konnte. Allerdings stellte sich Yadas Welt aus heutiger sicht eher weniger dystopisch heraus. Ich erwartete mir, Deutschland in Trümmern zu sehen, in denen keine großartige Zivilisation mehr Fuß fassen kann, allerdings ist das Deutschland in diesem Buch einfach nur das Deutschland, das wir kennen, nur dass sich die bekannten Probleme drastisch zugespitzt haben. Probleme mit der Nahrungsmittelversorgung, Massenobdachlosigkeit und das Gespenst des Neoliberalismus sind bekannte Gesichter in der Geschichte. Wie dem auch sei, das Setting gefiel mir trotzdem, denn bei dystopischen Büchern kann man auch sehr schnell übertreiben, sodass das ganze ziemlich abgespact wird, was hier zum Glück nicht der Fall war. Für mich hat alles seine Glaubwürdigkeit. Auch ist die Handlung rasant und spannend, allerdings stellte sich bei mir keine Sogwirkung ein, da ich die Protagonisten als sehr schwach gestaltet empfinde. Davon abgesehen fehlt mir irgendwie auch ein Ende, da es weder zu einem Showdown kommt oder ähnlichem, sondern viel mehr ein Motto nach dem Ende "wir lassen jetzt einfach mal alles im Sand verlaufen". Wir haben zwei Hauptprotagonistinnen, durch deren Augen die Geschichte erzählt wird. Doch keine der beiden wird gefühlsnahe und authentisch beschrieben, sodass sich bei mir nicht wirklich Sympathien einstellten. Für mich also nur Trägerinnen der Geschichte und keine Menschen zum Mitfiebern. Das gilt auch für die Nebencharaktere, die immer halb im Schatten verschwinden und nicht wirklich bedeutsam sind. Schade.

Abschließend hat man also einen soliden Roman in der Hand, der einen Ausblick in eine sehr realistische Ferne blickt. Lesenswert, auch wenn das Figurenset wirklich zu wünschen übrig lässt.