Steinzeit trifft auf höchste Technologie

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Felix ist mit seiner Tochter Maya auf einer Kreuzfahrt durch die Arktis. Er ist Gastredner zum Thema „Scheitern führt zum Erfolg“. Auf den bärbeißigen Kapitän Øyvind Lovskar wirkt der junge Vater nicht überzeugend. Als plötzlich ein Eisblock vorm Schiff auftaucht, hat er sowieso alle Hände voll zu tun. Schnelle Hilfe ist angesagt, da im Eis eine Frau und ein Tier eingeschlossen ist. Die Überraschung wird sogar noch größer, weil die beiden offenbar Überbleibsel der Urzeit sind. Nach der Meldung übernimmt sofort eine Firma für Kryonik das fachgerechte Auftauen. Weder Felix noch der Kapitän wollen zulassen, dass der Neandertalerin und ihrem Mini-Mammut etwas angetan wird. Es beginnt eine abenteuerliche Reise um den Globus, bei der jeder mehr findet als er gesucht hat.

David Safier ist bekannt dafür, dass er Missstände der heutigen Zeit mit einem zwinkernden Auge betrachtet und seine Figuren daran wachsen lässt. Er ließ bereits eine ganze Familie in Monster verwandeln, einen Schriftsteller des 17. Jahrhunderts in den Körper einer modernen Frau schlüpfen und sprechende Tiere sind ebenfalls keine Neuigkeit. Auch in seinem aktuellen Roman finden sich Dinge, die die Realität nicht bereit hält. Urga würde die lange Zeit im Eis nicht überleben, aber es ist eine nette Vorstellung, das die Steinzeitdame in unserer heutigen Welt doch ihr Glück finden könnte. Ganz so unterschiedlich sind ihre Grundbedürfnisse von unseren nicht. Auch die moderne Spezies sucht Nahrung, Wärme und ein soziales Gefüge.

Verknüpft ist diese skurrile Handlung mit Lebensweisheiten und ganz pragmatischen Ratschlägen zur Verbesserung des eigenen Alltags. „Lächle jemanden an!“ steht da zum Beispiel. Auch ohne Roman sollte das zum täglichen Repertoire gehören. Ein Lächeln ist häufig die Brücke zu einem fremden Menschen. Felix ist dabei das beste Beispiel für einen Menschen, der unter seinen Selbstzweifeln die Anforderungen des Daseins kaum noch bewältigt. Mehrfach ist er mit seinen beruflichen Projekten gescheitert, was sich auch auf sein Privatleben auswirkte, obwohl er große Anstrengungen tätigt, sein Glück im Leben zu finden. Ganz anders ist Amanda, die zwar eine ähnliche Ausgangsbasis wie Felix hat, aber durch die Kontrolle ihrer Gefühle durchsetzt, was sie sich vorgenommen hat. Da sie Emotionen für sinnlos hält, merkt sie auch gar nicht, was ihr im Leben fehlt. Die dritte Option stellt der griesgrämige Lovskar dar. Er wurde vom Leben enttäuscht und betrachtet es nun zynisch und pessimistisch.

Lebe im Jetzt!
Den Kontrast bildet die elfjährige Maya mit ihren idealistischen Zielen zum Umweltschutz. Diese junge Generation, die seit über einem Jahr massiv für einen besseren Klimaschutz kämpft, findet ebenfalls Gehör und regt auf anderem Weg zum Nachdenken an. Die Figuren haben zudem alle eine sympathische Eigenschaft, sodass man sich ihren Standpunkten gerne widmet und je nach Altersgruppe auch einen Wiedererkennungsfaktor hat. Der Roman lässt nämlich nicht nur einer Zielgruppe empfehlen. Man erkennt, dass die Suche nach dem Glück zeitlos und altersunabhängig ist.

Der humorvolle Roman behandelt Themen wie Umwelt- und Klimaschutz, die Suche nach dem Glück und im entfernten Sinn auch die Möglichkeit der Lebensverlängerung. Die Themen sind auf unterhaltsame Weise verbunden, sodass man den Gedankengängen gerne folgt. Die Entwicklung der Figuren ist dabei plausibel. Die Auflösung rundet die Geschichte ab und das Buch verdient sich damit eine Leseempfehlung.