Literarisches Fast Food – Spannend, aber nicht ganz zufriedenstellend

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melail Avatar

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Ich hatte am Anfang wahnsinnige Probleme, in die Geschichte zu finden. Es ist zwar sehr schön, wenn es einen raschen Einstieg gibt und sofort Spannung aufkommt, aber ich habe mich eher gefühlt, als würde ich in einem Rennauto durch eine Fußgängerzone rasen, während ich einem Künstler die Gesichter der Passanten beschreiben soll.
Alles passiert so abrupt, dass Ereignisse und Charaktere skurril und unnahbar wirken und man verzweifelt Sinn und Zusammenhang sucht. Während manche Charaktere nur noch skurriler werden, wird man zumindest mit der Protagonistin im Verlauf der Geschichte warm und fiebert bei ihren Ermittlungen mit. Dadurch erhält sich zumindest ein recht konstanter Spannungsbogen aufrecht.

Das ganze Story Konstrukt wirkt dabei auch sehr liebevoll ausgetüftelt und die einzelnen Stränge verzwickt gesponnen, aber ich hatte als Leser das Gefühl, dass man ein bisschen zu wenig Informationen erhält, um das alles verstehen und nachvollziehen zu können. Dadurch wird eine Geschichte mit viel Potential leider sehr oberflächlich und verwirrend. Hier hätte es vielleicht Sinn gemacht, das Buch um 50 Seiten zu verlängern und noch das ein oder andere genauer zu erklären.
Das Buch wartet am Ende dann mit einer großen Wendung auf, die mir super gefallen und für mich einiges gerettet hat. Ich liebe es, wenn Autoren es schaffen, den Leser einzulullen und in Sicherheit zu wiegen. Das ist hier definitiv gelungen. Allerdings passiert auf den wenigen Seiten am Ende dann SO viel, was man (noch) nicht in den richtigen Zusammenhang bringen kann, dass die Begeisterung durch die eigene Verwirrtheit etwas gedämpft wird.
Gleichzeitig bleibt die Geschichte aber auch recht offen, was natürlich zum Kauf des nächsten Bandes anregen soll, mich aber – gepaart mit den obigen Kritikpunkten – eher zweifelnd zurücklässt. Es fehlen mir persönlich einfach zu viele Informationen: warum unser Antagonist nun eigentlich unser Antagonist ist, warum X passiert ist und was eigentlich Y soll. Die ledigliche Bemerkung, DASS es so ist, stellt mich einfach nicht zufrieden.

Fazit
Ich bin insgesamt noch immer etwas ratlos und unschlüssig. Die Geschichte war spannend und hat mir gut gefallen, aber es gab eben auch einige Dinge, die mich gestört haben. Ich würde das Buch als eine Art „literarisches Fast Food“ bezeichnen: es liest sich spannend und schnell, geht aber nicht genügend in die Tiefe und lässt den Leser somit nicht zu 100 % zufrieden zurück.
Ich würde dem zweiten Band zwar eine Chance geben, aber nicht zwingend vorbestellt zum vollen Kaufpreis.