wenig forensische Phonetik

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Matthias Hegel ist forensischen Phonetiker, ein akustischer Profiler. Er vermag es nur anhand des Klangs einer Stimme zu erkennen, ob der Sprecher lügt oder die Wahrheit spricht und eben diese Stimme lässt ihn Rückschlüsse daraus ziehen, welcher Herkunft der Sprecher ist, wie er aussieht oder in welchem Zustand sich seine Psyche befindet. Oft konnte er somit der Polizei bereits helfen, Verbrechen aufzuklären. Doch nun sitzt er selbst im Gefängnis – er soll eine obdachlose Frau brutal erstochen haben und er ist geständig.

Jula Ansorge kann das nicht so richtig glauben. Sie ist True-Crime-Podcasterin und immer auf der Suche nach spannenden Fällen, in denen Menschen unschuldig hinter Gitter gelandet sind, um diese zu rehabilitieren. Sie wird auf Hegels Fall aufmerksam und beginnt Nachforschungen über seine angebliche Tat anzustellen. Doch das passt jemandem gar nicht, denn schnell erhält sie Drohanrufe und begibt sich selbst in große Gefahr.

Ich bin ständig auf der Suche nach spannenden Thrillern und „Auris“ (=lat.: das Ohr) hat mich fasziniert, da ich Profiler und True Crime sehr mag, aber noch nie etwas von einem Profiler gehört oder gelesen habe, dessen Spezialität es ist, Täter über die Akustik zu identifizieren. Diese Thematik hat mich total gefesselt und daher habe ich zu dem Buch gegriffen.

Es ist das erste Buch, das ich von Vincent Kliesch gelesen habe, obwohl er bereits einige Thriller (z.B. „Die Reinheit des Todes“) geschrieben hat. Er legt einen flüssigen Schreibstil an den Tag und erzeugt durch kurze Kapitel einen gewissen Sog, so dass man durch das Buch fliegt. Die Story ist recht spannend, lange undurchsichtig und komplex, so dass sich erst nach und nach alles zu einer stimmigen Handlung zusammenfügt. Bis zum Ende hin bleibt es spannend und erst dann habe ich erfahren, dass es sich um einen Serienauftakt um Jula Ansorge (und Mattias Hegel?) handelt.

Ich wurde gut unterhalten, habe jedoch zwei Kritikpunkte. Zum einen tat ich mich mit dem Namen der Protagonistin schwer. Obwohl ich mir bewusst gemacht habe, dass sie Jula heißt, habe ich doch oft Julia gelesen und mich dann selbst korrigieren müssen. Das war auf Dauer sehr anstrengend – aber das nur am Rande. Was ich wirklich enttäuschend fand war, dass die forensische Phonetik, also die besondere Fähigkeit, die Matthias Hegel besitzt und auf die ich mich so sehr gefreut hatte, nur einen sehr kleinen Raum im Roman einnimmt. Im Mittelpunkt steht eindeutig Jula Ansorge und mit ihren Ermittlungen und da hatte ich mir einfach etwas anderes erhofft.

Fazit: Spannende Unterhaltung, aber leider kommt das Thema forensische Phonetik viel zu kurz.