Ein Buch voll mit bissigem Humor

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blume89 Avatar

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Wie wahrscheinlich einige, beschäftige ich mich immer wieder mit meiner Familiengeschichte und frage mich, was anders wäre, wenn der Zufall mich in eine andere Familie hineingeboren hätte. Deswegen hat mich der Klappentext des Buches direkt angesprochen - ein lustiges, lakonisches und böses Buch über eine Familie. Die ersten Kapitel haben mich gleich gefesselt. Ich finde großartig, wie die Ich-Erzählerin Familien im Allgemeinen beschreibt. Direkt, etwas böse, komisch - ich musste immer wieder schmunzeln und konnte die Beschreibungen sehr gut nachfühlen.

Der Schreibstil war zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, da die Sätze teilweise sehr lange und sehr an der mündlichen Sprache orientiert. Nach einer Weile bin ich aber gut damit zurecht gekommen und die kurzen Kapitel fand ich sehr angenehm. Hin und wieder wurden jedoch recht komplizierte Begriffe verwendet, was ich etwas schade finde, da das manche Leser*innen ausschließen kann.

Mit der Zeit wendet sich die Ich-Erzählerin mehr ihrer eigenen Familie zu. Ich konnte mir die Figuren und deren Dynamik beim Lesen gut vorstellen, die Geschichte an sich wird jedoch zunehmend düsterer und die Leichtigkeit der ersten Kapitel verschwindet. Teilweise ging es mir zudem etwas zu viel um Kassel, aber möglicherweise empfindet das eine Person, die aus Kassel kommt oder dort lebt, anders.

Alles in allem habe ich das Buch gern gelesen und fand es erfrischend, wie bissig und ironisch und trotzdem (oder gerade deswegen) treffend Familien dargestellt werden. Die Erzählung hat mich dazu veranlasst, meine eigene "Familiensekte" mit mehr Humor zu sehen.

Mein Highlight waren definitiv die ersten 50 Seiten und schon für diese Seiten lohnt es sich, das Buch zu lesen.