Feinfühliger Einblick

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egan80 Avatar

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Schon in jungen Jahren tritt Lukas Werling in eine idyllisch an einem Vulkansee gelegen Klostergemeinschaft ein. Jetzt, mit Ende Dreissig, erlebt Bruder Lukas in dieser klösterlichen Abgeschiedenheit eine tiefe Sinnkrise.

Der ebenfalls noch recht junge Bruder Andreas, Lukas Freund und Vertrauter, hat dem priesterlichen Leben den Rücken gekehrt und das Kloster verlassen, um in Berlin eine Familie zu gründen. Zugleich tritt die Schauspielerin Sarah in sein Leben, die als Besucherin im Kloster verweilt und zu der sich Lukas hingezogen fühlt. Konfrontiert mit diesen Ereignissen beginnt er, seinen bisherigen Lebensweg in Frage zu stellen. Durch diese Umstände ohnehin schon verwirrt und bedrückt, wird Lukas zusätzlich von seinen Glaubensbrüdern gebeten, die Leitung des Klosters zu übernehmen.

Wie wird sich Lukas entscheiden?

Die Abgelegenheit des Klosters, und die Lage an einem tiefen und dunklen Vulkansee, verdichten (auch räumlich) die Handlung des Romans, und fokussieren den Blick auf das Wesentliche.

In kurzen Rückblenden erleben wir, wie durch familiäre Umbrüche aus dem jungen Mann Lukas Werling, der bereits früh seine Spiritualität und seinen tiefen Glauben an Gott entdeckt, der spätere Bruder Lukas wird.

Die Handlung des Romans - immer übrigens in inneren Monologen Bruder Lukas erzählt, nichts erleben wir als Leser direkt mit - wirkt an keiner Stelle gestelzt oder aufgesetzt. Im Gegenteil wirkt die Innenperspektive teils brutal ehrlich. Zwar werden die inneren Reflexionen Lukas teils durch Erinnerungen an Details des klösterlichen Alltags durchbrochen, dies aber immer in einer Weise, die die Handlung des Romans weiterträgt. Diese Verdichtung trägt aber sicher dazu bei, dass Moritz Heger auf relativ wenigen Seiten eine tiefe und komplexe Geschichte zu erzählen vermag.

Gleichzeitig verbirgt sich in dieser Innenperspektive aber auch eine der Herausforderungen des Romans. Die teils erhebliche emotionale Wucht der Ereignisse - sowohl der gegenwärtigen, als auch in der Vergangenheit - wird immer durch den Filter der Sprache Lukas gesehen. Viele tragische oder gar ungeheuerliche Ereignisse werden dadurch auf einfache Ereignisberichte reduziert; dies macht es zumindest mit schwer, echte Sympathie mit einer der handelnden Personen zu empfinden.

Mit feiner Sprache und Beobachtungsgabe gelingt Moritz Heger ein Blick in die Mauern (und Köpfe) eines Klosters, der zumindest mich fesseln und faszinieren konnte. Sicher nicht für jeden etwas, aber definitiv einen Blick wert!