Leise und nachdenklich

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lifeistardisblue Avatar

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"Was bringt eine Hinnahme, bei der man nicht erkennt, worin die Hingabe besteht?"

Bruder Lukas ist einer der wenig jungen Mönche in einer Benediktinerabtei. Nach dem Weggang eines im nahestehenden Mitbruders beginnt er mit der eigenen Entscheidung und dem damit verbundenen Lebensweg zu hadern und über das Leben nachzudenken. Beeinflusst wird er dabei von einer jungen Frau namens Sarah, die ihm schon bald beinahe täglich Gesellschaft am See leistet, woraus sich philosophische und sehr offene Gespräche entwickeln.

Moritz Hegers Roman ist leise und unaufdringlich und stößt doch intensive Gedankengänge an. Die Erzählperspektive wandelt sich dabei mit der Priorisierung von Lukas selbst. Zu Beginn ausschließlich aus seiner Perspektive betrachtet liegt der Fokus auf dem Weggang seines Mitbruders Andreas und Lukas' Auseinandersetzung mit Andreas' Familiengründung. Mit zunehmender Bedeutung von Sarahs Anwesenheit in Lukas' Alltag wechselt schließlich im weiteren Verlauf gelegentlich die Perspektive. Lesende erhalten so auch einen Einblick in Sarahs Gedanken und Empfindungen.

Inhaltlich setzt sich der Autor mit offen und frei von Schamgrenzen mit elementaren Facetten menschlichen Lebens und Empfindens auseinander. Besonders spannend ist dabei die Einbettung in das Leben eines Mönches. Könnte hier ein Spannungsfeld zwischen religiösem Glauben und der Auseinandersetzung mit bestimmten Themen erwartet werden, gelingt es dem Autor von Beginn an, dieses nachfühlbar aufzulösen.

Ein sehr einfühlsamer und spannender Roman, der sich zu lesen lohnt, aber definitiv nicht zum "mal schnell nebenher lesen" geeignet ist.