Schwimmtraum

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griseldis2000 Avatar

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Ein Mönch, der im See schwimmt, seinen „Bruder“ verloren hat und sich in eine Frau verliebt. Lukas lebt seinen Traum. Er lebt und doch beobachtet er sich und das, was geschieht wie aus einiger Entfernung. Er ist nicht ganz bei sich.
Ein ganz gewöhnlicher, eifersüchtiger, sogar erotischer Mensch zu sein widerspricht erstaunlicherweise nicht seinem Mönch-Sein, der Weihe zum Klosterleben. Denn schon in der Bibel steht, du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Er muss nicht auf Alles verzichten und schon gar nicht, sich verleugnen. Wobei er die eigentlich strengen Regeln gerne als Auslegungssache definiert. Im Wasser wird der Mensch berührt am ganzen Körper. Berührung fehlt im Klosterleben, deshalb schwimmt er so gerne. In der Tiefe des Sees liegt Bedrohliches. Es ist ein Wagnis. Man braucht Kraft, ihn zu durchqueren, es gibt Schlingpflanzen, Unwetter, Fischerboote und sogar ein untergegangenes Bomberflugzeug aus dem zweiten Weltkrieg. Es könnte eine Explosion geben. Unwahrscheinlich, aber möglich.
In den Schwimmszenen schafft der Autor eine Komplexität und Einfachheit, die einer tiefen Meditation nahekommt. Es geht allein um unmittelbare Erfahrung, physisch und seelisch. Das hat mich gefesselt. Außerhalb des Wassers wirkte die Handlung etwas konstruiert und nicht glaubhaft.
Moritz Heger hat ein Buch erschaffen, das mir vorkommt wie die Spiegelung eines Lebens: Täuschend echt und doch eine Illusion.
Hat es mir gefallen? Ich könnte es nicht sagen.
Aber es ist sehr schön geschrieben.
Würde ich es weiterempfehlen? Nur an literarisch interessierte Personen, die der eleganten Sprache wegen lesen.
Die Grundstimmung empfinde ich als deprimierend, die Sicht auf die Welt bietet mir keinen Mehrwert. Der Autor verliert sich für meinen Geschmack in der Tiefe. Ganz unten ist es dunkel.
Das wusste ich schon.
Eine Taschenlampe wäre gut gewesen.
Trotzdem ein interessantes Leseerlebnis.