Spannender Tabubruch: ein Mönch unterwegs in den Tiefen seiner Sexualität

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janine_napirca Avatar

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Der Roman Aus der Mitte des Sees von Moritz Heger fühlt sich für mich persönlich wie ein einziger riesiger Tabubruch an. Irgendwie fiel es mir richtig schwer, die katholische Kirche in Einklang mit Sexualität zu bringen, ohne sofort an Pädophilie zu denken. Ich musste mich erstmal darauf einlassen, dass auch im Zölibat lebende Menschen ganz natürliche, sexuelle Triebe besitzen.

Innerhalb von 14 Tagen lernen wir den knapp vierzigjährigen Benediktinermönchen Lukas, der seine Gedanken aus der Ich-Perspektive an unterschiedliche Personen aus seinem Umfeld richtet und sich durch diesen inneren Monolog auf die Reise zu sich selbst begibt, kennen.

Zum einen spricht er zu seinem ehemaligen Mitbruder Andreas, dem er es zum Vorwurf zu machen scheint, dass er sich für ein Leben außerhalb des Klosters entschieden hat wie auch zu dessen Frau Juliane, wohingegen das Verhältnis zwischen ihr und Lukas bis zuletzt nicht wirklich greifbar wird. Zum anderen richtet er seine Worte an den künstlerisch begabten jedoch im Sterben liegenden Mönch Alban, wie auch an die Besucherin Sarah.

Zahlreiche Menschen kommen ins Kloster, um beispielsweise mit den Sorgen einer Totgeburt oder der Krebsdiagnose eines Angehörigen fertig zu werden. Während das Kloster für diese Menschen der ersehnte Rückzugsort ist, so findet Lukas seinen Ort der Stille und des Fürsichseins im See.

Ist er zufrieden mit seinem Leben so wie es ist? Wird er die Abtei übernehmen? Oder sehnt er sich insgeheim doch nach der Zärtlichkeit einer Frau und dem Leben in familiärer Geborgenheit?