Dora Heldt mit hessischem Touch

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Obwohl die Leseprobe von "Ausgebucht" sehr seicht ist, finde ich den Auszug ausgesprochen nett. Das liegt mit Sicherheit an der Atmosphäre, die man sich trotz der naiven Erzählkunst von Steffi von Wolf bestens vorstellen kann. Filme aus den 1950er Jahren haben wir schließlich alle mal gesehen und geliebt. Und die Kessler Zwillinge liegen gar nicht so weit entfernt, da es ja in dem Roman um Zwillinge geht. Wenn auch vielleicht nicht um ganz so charmante.

Katinka und Dine, zwei echte Großstadtgewächse aus Frankfurt/Main, haben von Ihrer Urgroßmutter das Hotel Friesenglück in Altkirchtrup an der Nordsee geerbt. An und für sich eine tolle Sache. Allerdings steht die alte Hotelvilla seit 65 Jahren leer und die Zwillinge sollen sie gemeinsam wieder auf Vordermann bringen. Besser noch dafür sorgen, das das Hotel für drei Monate am Stück ausgebucht ist. Denn dann erbt jede von ihnen eine Million Euro. Dumm nur, das die beiden sich nicht ausstehen können. Und auch sonst keine Ahnung von Renovierungsarbeiten bzw. Hotelführung haben. Auch die verschrobenen Inselbewohner scheinen keine wirkliche Hilfe zu sein. Eher das Gegenteil.

Die Beschreibung des Hotels und der Bewohner von Altkirchtrup fand ich entzückend. Sofort denkt man an die ersten bunten Filme, in denen sich Heinz Erhard oder andere in rotkarierter Bettwäsche wälzten bevor sie am nächsten Morgen im putzigen Frühstücksraum frische Brötchen und Bohnenkaffee tranken. Heile Welt eben. Den Kontrast dazu, den Steffi von Wolf zum Beispiel mit Merit Jansen schafft, die seit dem 8. Mai 1945 das Haus nicht mehr verlassen hat, ist sehr originell. Genau das macht auch den Grund aus, warum man die Lektüre des Buches nicht gleich abschreiben sollte, obwohl das Niveau sehr einfach gehalten ist.

Die Autorin hat durchaus gute Ideen und der Plot ist hinreichend spannend um sich zu fragen, ob die beiden zerstrittenen Zwillinge das Großprojekt schultern, die Million erben und sich am Ende vielleicht auch wieder vertragen.