Was schon die Uroma wusste

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schlumeline Avatar

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Uroma Fanny ist an einem Herzstillstand verstorben. Peinlicherweise hielt sie sich zum Zeitpunkt ihres Todes in einem Bordell auf. Nun hofft die schockierte Familie auf ein großes Erbe, aber es kommt anders als erwartet: Bei der Testamentseröffnung taucht plötzlich Klaus-Adam Hopfenkötter, genannt Klausili, auf, der vor zwei Jahren von Fanny adoptiert wurde und nun als Familienmitglied fleißig miterbt. Die Urenkelinnen Katinka und Dine werden im Rahmen des Testaments vor eine schier unlösbare Aufgabe gestellt. Sie erben ein Hotel in Norddeutschland, sollen es gemeinsam wieder herrichten und es dann schaffen, dass das Hotel innerhalb eines Jahres drei Monate am Stück ausgebucht ist. Dann sollen beide je eine Million Euro erhalten. Vollkommen undenkbar ist das, denn die Zwillinge haben kaum eine Gemeinsamkeit und verstehen sich nicht die Bohne. Wie sollen sie da an einem Strang ziehen? Dennoch machen sie sich gemeinsam auf nach Altkirchtrupp und stoßen schnell an ihre Grenzen. Nicht nur, dass sie den Weg nicht finden und auch eine Reisetasche mit der ihres Vaters vertauscht wird, nein, auch die Dorfbewohner sind ihnen nicht gerade wohl gesonnen und das geerbte Hotel Friesenzauber stellt sich als marodes Bauwerk heraus.

Lediglich die in der Nachbarschaft lebenden Eheleute Merit und Bendix, die auch gewisse Merkwürdigkeiten aufweisen, scheinen den Zwillingen gegenüber freundlich und zuvorkommend und nehmen sie auch vorübergehend bei sich auf. Dennoch häufen sich die Probleme. Im Hotel bricht eine Treppe zusammen, Architekt und Bauunternehmer wollen nicht zusammenarbeiten, ein Naturschützer will die Umbauarbeiten wegen eines seltenen Vogels unterbinden und vieles mehr. Über all diesen Trubel könnten die Zwillinge eigentlich ja ihre gegenseitigen Streitigkeiten einmal vergessen, aber weit gefehlt. Munter zanken sie sich weiter und das nicht nur mit Worten. In ihrer bewährten, mal mehr und mal weniger sarkastisch ausgeprägten, Art präsentiert uns die Autorin Steffi von Wolff hier einen Roman für junge Erwachsene und solche, die jung geblieben sind, und sich einmal herrlich amüsieren wollen. Diese Art von Schreibstil muss einem gefallen, man muss offen sein für Absurditäten der besonderen Art, aber dann kann man dieses Buch in vollen Zügen genießen.

Hier scheint es nur so von sonderbaren Charakteren zu wimmeln, die nichts Besseres zu tun haben, als aus einem kleinen Problem viele große zu machen. Besonders gefallen haben mir die kleinen Anekdoten rund um einen seit 1958 im Zimmer elf vergessenen Kulturbeutel samt Lieblingslippenstift und den vom Aussterben bedrohten Krawallquerwimpel. 

Ein Buch zum Eintauchen in eine herrlich schräge Welt, in der mehr als nur ein „Vogel“ schützenswert erscheint.