Ausgeliehen

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
wortmelodie Avatar

Von

Mit dem 10-jährigen Ian Drake stimmt etwas nicht – darin sind sich alle einig. Doch dass dahinter dahinter ein ernstes Problem stecken könnte, daran glaubt nur die Bibliothekarin Lucy. Als Ian dann plötzlich von Zuhause ausreißt ist Lucy sofort an seiner Seite und bringt ihn aus seiner überschaulichen Heimat hinaus in die weite Welt. Erst zu spät merkt Lucy, dass sie vor der Polizei als Kidnapperin dastehen könnte und eine Flucht beginnt.

 

„Ausgeliehen“ zeichnet sich vor allem durch das Spiel mit literarischen Begriffen und durch viele kleine Hinweise auf andere literarische Werke aus. Es erinnert dabei an die Werke Walter Moers’, wenngleich Moers dieses Spiel deutlich extremer treibt und man bei Rebecca Makkais Art und Weise der Verwendung literarischer Bezüge eher die Liebe zum Buch und zum Lesen spürt.

Obwohl Literatur ein großes Thema in „Ausgeliehen“ ist, stellt es nicht das Hauptthema dar. Auch Ian und seine „Entführung“ stehen nicht im Mittelpunkt, vielmehr ist es die Protagonistin Lucy, um die sich das Buch hauptsächlich dreht. Durch die Reise mit Ian kommt Lucy nach langer Zeit wieder einmal in Kontakt mit ihrer Familie und eine spannende und außergewöhnliche Geschichte wird aufgedeckt, die dazu führt, dass Lucy immer mehr über sich selbst und ihr Leben nachdenkt. Diese Selbstreflexion und Selbstfindung ist – neben den Themen Schuld, Sexualität, Misshandlung, Religion und Verbrechen – das eigentliche Thema des Buches.

Leser, die hinter „Ausgeliehen“ also eine „bezaubernde Liebeserklärung an das Lesen“ (wie auf dem Cover beworben) erwarten, dürften unter Umständen etwas enttäuscht werden, vor allem da sich die literarischen Anspielungen im Verlauf der Handlung verlieren und erst zum Ende hin wieder verstärkt auftreten.

 

Insgesamt jedoch zeigt Rebecca Makkai, dass sie ihr Handwerk versteht, was sich vor allem an ihrem interessanten und abwechslungsreichen Schreibstil sowie an einem unvorhersehbaren und originellen Ende zeigt.