Bücher retten Menschen

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owenmeany Avatar

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Leider kann ich nach vollendeter Lektüre die fünf Sterne meines Leseeindrucks, die ich aus lauter Begeisterung für das Thema des Buchs vergab, nicht aufrecht erhalten. Genauso subjektiv wie dieser erste Eindruck war allerdings auch der zweite während der Lektüre: road movies sind einfach nicht mein Ding, mir hat streckenweise bei all diesen slapstickhaften Szenen der innere Zusammenhang und vor allem der Bezug zum Lesen als solchem gefehlt, zumal es dafür gerade von Roald Dahl so ein hinreißendes Beispiel gibt, an dem sich alles Spätere messen lassen muss.

Diese familiären Verwicklungen mit Lucys Eltern und sonstigen Anverwandten, auch die Komplikationen innerhalb der chaotischen Wohngemeinschaft entbehren meiner Ansich nach der psychologischen Stringenz, und Ian konnte ich aufgrund seines auf eine ganz stille Art eigentümlich schrillen Wesens nicht so recht in mein Herz schließen - da ist Mathilda schon eine liebenswertere Person als dieser kleine Matzerath! Spaß machten mir allerdings die vielen Anspielungen auf die Literatur - wenn sie auch ziemlich zusammenhanglos im Raum standen.

Schon einigermaßen enttäuscht wegen der vermeintlichen Verschwendung einer anregenden Idee wurde ich gegen Schluss dann doch wieder versöhnt. Makkai kriegt nämlich nach all den unwahrscheinlichen Irritationen durch Lucys Lügengespinst am Ende doch noch die Kurve, indem die Hauptfigur Erkenntnisse gewinnt und Lehren zieht aus all diesen an sich nicht sehr sinnvollen Erfahrungen, und sei es noch so ein kleiner Funke. Nachdem sie sich von ihrem Arbeitsplatz und ihrer Wohnung verabschiedet hat, gelingt es ihr, Ian heimlich Leselisten zukommen zu lassen, die ihrer Überzeugung nach seinem zukünftigen Leben bei all der Bedrängnis, in die er zurückkehrte, ein festes Fundament sichern werden. Denn gute Bücher sind immer ein Prinzip Hoffnung.