Das Leben als Leseratte

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monalisa9 Avatar

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Inan ist ein zufriedener, ausgeglichener. schlauer 10-jähriger, so lange er seine heiss geliebten Bücher lesen kann. Diese leiht er in der Bücherei in Hannibal aus – heimlich. Seine Eltern heissen diesen Bücherkonsum nicht gut – zumindest, wenn es nicht um Bücher mit biblischem Hinergrund geht, selbst bei Klassikern! Alles andere wird als Hokuspokus und neu modige überflüssige Theorien abgetan… Bei den streng verbotenen Leseerfahrungen unterstützt ihn die 26-jährige Lucy – seine halb russische, halb amerikanische Bibliothekarin, die ihren Beruf eher durch Zufall auswählte. Trotzdem erfüllt sie jedes Berufsklischee: Strickjäckchen, eigenartigen Freunden, Single, planlos und einsam – obwohl sie diese selbst so verachtet! Sie ignoriert die Liste der verbotenen Bücher von Inans Mutter, die völlig übertrieben ist. Aber die Auswahl von Lucy ist wirklich nicht immer über alle Zweifel erhaben, da sie nicht immer altersgerecht ist… Ausserdem hilft sie Inan heimlich, anstatt öffentlich für Inan und die Meinungsfreiheit einzustehen.

Die Bücher üben eine solche Faszination auf Inan aus – wie die meisten Verbote bei Kindern. Also wird die Bücherei immer mehr Inans Zuhause. Kein Verbot der Welt kann ihn vom Bücher lesen abhalten… Als seine Eltern Inan zu Pastor Bob schleppen, um sicherzustellen, dass er nicht schwul wird und auf den „rechten Weg“ zurückfindet, begeben sich Inan und Lucy auf die Flucht und reisen durch die USA. Inan muss sich endlich nicht mehr mit seiner Andersartigkeit verstecken. Es gelingt Lucy nicht wirklich das Motiv und die Einstellungen seiner Eltern herauszufinden. Viel mehr wird es für sie eine Reise zu sich selbst… Vor allem von Lucy in ihre Vergangenheit – über ihren Vater und seine Schokoladenfabrik. Und die beiden erkennen, wie sehr Bücher verbinden können.

Die Geschichte ist wundervoll geschrieben und die Charaktere sind klar umfasst. Teilweise ist sie aber etwas langatmig und der Sinn der Geschichte ergibt sich erst am Ende. Aber das Leben der Leseratte Inan ist sehr faszinierend und man erkennt sich als Bücherfan oft darin wieder. Das Buch ist sozusagen eine Hommage an die Bücher und die Institution Bibliothek!