Eine lange Fahrt

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waterlilly Avatar

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Die 26-jährige Julie arbeitet in der Kleinstadt Hannibal als Bibliothekarin in der Kinderabteilung. Einer ihrer fleißigsten Leser ist der 10-jährige Ian. Fast jeden Tag verbringt er Stunde um Stunde in der Bibliothek. Schnell wird Julie zu seiner Verbündeten, die ihm hilft, Bücher an seiner strengen Mutter vorbei zu schmuggeln.

 

„Ausgeliehen“ von Rebecca Makkai beginnt vielversprechend. Schnell fühlt sich der Leser mitten in die Stadt Hannibal versetzt. Der Schreibstil ist stimmungsvoll und man bekommt Lust auf den bevorstehenden Herbst. An vielen Stellen fühlte ich mich in meine Kindheit zurück versetzt und ich meinte den Geruch der Bücherei wieder wahrzunehmen. Ians Begeisterung für die Bücher konnte ich nur allzu gut nachempfinden.

 

Auf den ersten 100 Seiten wird immer wieder auf ein zukünftiges Ereignis hingewiesen, so dass man dessen Eintritt kaum erwarten kann. Als dies dann endlich der Fall ist, nimmt die Geschichte eine Wendung und es geht – zu meinem großen Bedauern – mit voller Fahrt bergab.

Von Seite zu Seite wird die Geschichte zunehmend absurder. Die endlosen Autofahrten wurden von der Autorin dahingehend „gut“ vermittelt, dass auch ich mich wie auf einer langen Fahrt, die scheinbar kein Ende nimmt, fühlte.

 

Empfand ich anfangs noch Sympathie und Mitleid für den armen Ian, der von seinen strengen Eltern drangsaliert wird, entwickelte dieser sich mehr und mehr zu einer quengelnden Nervensäge. Auch über Julies irrationales Verhalten konnte ich nur noch den Kopf schütteln.

 

Leider war ab Beginn der Reise auch kaum noch die Rede von Ians Bücherliebe, was mich sehr enttäuscht hat, da ich einen Roman über Bücher erwartet hatte.

 

Einzig Julies Mafia Vater lockert das Geschehen nochmals etwas auf. Dieser Mensch hat mich wirklich amüsiert, nie um ein falsches Alibi oder einen nachgedruckten Beleg verlegen.

 

„Ausgeliehen“ von Rebecca Makkai ist grundsätzlich kein schlechtes Buch. Es plätschert vor sich hin und ist zur Berieselung durchaus geeignet. Ich hatte nur mit einer weniger banalen Story gerechnet und somit blieb die Geschichte hinter meinen Erwartungen zurück.