Die Macht der Mathematik - hat auch ihre Grenzen

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aennie Avatar

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Panik vor dem 30. Geburtstag ist was für Leute, die sich nicht auskennen. Tom weiß es besser, er ist kurz vor 29 und ihm ist klar, dass es höchste Zeit ist, Gas zu geben, wenn er den Statistiken genügen möchte und gleichzeitig seine konservative Lebensplanung, Beziehung, Heirat, Kinder in die Tat umsetzen möchte. Leider läuft im Leben nun nicht alles so, wie es die herrlich klaren Gesetze der Zahlen, Mathematik und Statistik versprechen. Tom kann zwar alles ausrechnen, aber das Leben hält sich nur in den seltensten Fällen daran. Aber noch ist er weit davon entfernt, aufzugeben. Zwar ist sowohl sein Berufsleben als auch sein Liebesleben bisher alles andere als planmäßig verlaufen, aber noch ist es in seinen Augen nicht zu spät, Ordnung in das Chaos zu bringen. Er ist freiberuflicher Unternehmensberater und stiller Teilhaber im Start-Up seiner 12-jährigen Nichte (finanzielle Einlage 50€, Produktentwicklung läuft, erstes Projekt: Hundefutterkapseln mit Glitter, die Hundehäufchen im Dunklen erstrahlen lassen), leidet unter den lautstarken HipHop-Tänzen der über ihm wohnenden Kimmie und den Avancen ihrer Mutter Tamara.
Als er eine Datingseite findet, die tatsächlich auf Grundlage mathematischer Algorithmen und einem 150 Fragen starken Profil das perfekte Match für ihn finden möchte, ist er wild entschlossen, seinem Glück mittels Mathematik auf die Sprünge zu helfen. Er ist entzückt, als das System ihm nach kurzer Zeit die 94%ig passende Lisa anbietet und freut sich auf das erste Date. Entsetzt stellt er fest, dass nicht nur seine Schwestern, das ABC-Team Anja, Beate und Carla auf Kupplerpfaden unterwegs sind sondern auch Petra, „ich bin eher eine Penelope“, Lisas Mutter, die ihn beim vermeintlichen Date erwartet… Damit nicht genug, trifft er tatsächlich auf Lisa, als er durch Kontakte seines Ex-Schwagers Joshi tatsächlich einmal eine Anstellung erhält, zuvor war er immer der Frauenquote zum Opfer gefallen, diesmal nur zu 50%: der Chef einer Bäckereikette wollte Tom als Controller, die Personalerin Lisa, kurzerhand werden beide eingestellt. Dem Leser ist sofort klar, dass die beiden nicht zueinander passen, Tom ist besessen von der 94%igen Übereinstimmung und versucht alles, sie für sich zu gewinnen. Helfen soll dabei eine allgemeine Verbesserung seines Karmas: er möchte an 28 Tagen 28 Menschen durch selbstlose Taten glücklich machen, um so Lisa von sich zu überzeugen... ob das wohl klappt?

Fazit: stellenweise sehr amüsant, immer charmant und auch eigentlich sehr gut erzählt. Trotzdem bleiben für mich insbesondere die Hauptpersonen total vage, ich habe weder Lisa, noch Tom oder seine Schwestern vor Augen. Dann schon viel eher Florentine, Waxing-Tamara, HipHop-Kimmie und tatsächlich am meisten sogar Portal-Nico (obwohl die quasi gar nicht vorkommt!). Alle Personen sind durchweg sympathisch, aber hier hätte man viel mehr Potential schöpfen können. Manche Episoden sind mir schleierhaft (Vater), andere hätte man viel mehr ausbauen können - das ganze Geschenke-Thema und vor allem: das Ende! Alleine Nicos Stalking hätte zu einer Menge skurriler Situationen führen können, ohne so einfach holterdipolter innerhalb von eineinhalb Seiten aufgelöst zu werden.
Ein nettes Romänchen für zwischendurch, für den Urlaub oder den Balkon, man ist flott durch und das ist auch okay so.