Bedrückendes Buch, inhaltlich leider nicht ganz überzeugend

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Mich haben das Cover und der Klappentext des Buches sehr angesprochen und ich hatte mich auf eine melancholische, tiefgründige Geschichte gefreut. Ein Stück weit konnten diese Erwartungen zwar durchaus erfüllt werden, komplett überzeugt hat mich das Buch jedoch leider nicht.

Doch von vorne: Henriette und ihre beste Freundin Paula ziehen sich in eine abgeschiedene Hütte im Wald zurück, wo Henriette den Schmerz über ihren zurückliegenden Schwangerschaftsabbruch überwinden und die Arbeit an ihrer Dissertation fortsetzen soll. Paula steht dabei geduldig an ihrer Seite und die gemeinsame Auszeit in der bayerischen Einöde scheint Henriette zunächst gut zu tun. Doch als Paulas Freund Tom beschließt, den beiden Frauen in ihrer Hütte Gesellschaft zu leisten, kommt alles ganz anders...

Vorab: Hannah Lühmann gelingt es in diesem Roman durchaus, eine bedrückende, fesselnde Atmosphäre zu schaffen, die mich als Leserin in den Bann gezogen hat. Die innere Zerrissenheit von Henriette zieht sich durch den gesamten Roman, leider geht das Buch jedoch nicht über die Auseinandersetzung mit Henriettes Innenleben hinaus. Die Protagonistin scheint permanent um sich selbst zu kreisen und leider wirkte sie auf mich gegen Ende des Romans genauso selbstbezogen und verloren, wie zu Anfang des Buches. Dafür, dass der Klappentext ein Buch verspricht, welches die Sorgen und Ängste einer gesamten Generation widerspiegelt, fehlte mir hier irgendeine Form der charakterlichen Weiterentwicklung oder die Verschiebung von einer persönlichen, auf eine etwas allgemeinere Ebene. Obgleich ich durchaus zu der genannten Generation gehöre, konnte ich mich mit Henriette nur wenig identifizieren. Auch die Auseinandersetzung mit dem Tabuthema Schwangerschaftsabbruch fand ich grundsätzlich zwar gut und wichtig, jedoch empfand ich den Umgang der Autorin mit diesem Thema gerade gegen Ende des Buches stellenweise als fragwürdig.

Insgesamt also ein Buch, das mich etwas ratlos zurücklässt und leider nicht so berühren konnte, wie ich es mir gewünscht hätte.