Spannendes Thema in schräger Umsetzung

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lillywunder Avatar

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Das Thema gibt eigentlich so viel her. Henriette, eine junge Frau um die 30, die in einer komplizierten Beziehung steckt und noch dazu seit Jahren mitten in einer Dissertation über Werwölfe, mit der sie nicht weiter kommt. Nach einem Schwangerschaftsabbruch zieht sie sich mit ihrer besten Freundin Paula in eine einsame Hütte zurück, um sich die titelgebende Auszeit zu nehmen. Sie trauert um ihr ungeborenes Kind und kann sich diese Gefühle dennoch nicht zugestehen. Sie weiß nicht, was sie will, ob sie überhaupt etwas will. Es hätte ein spannender Roman um die Schwierigkeiten einer Generation mit zu vielen Optionen werden können, eine Auseinandersetzung mit dem Thema Schwangerschaftsabbruch, mit der Suche nach den eigenen Prioritäten.

Stattdessen habe ich mich am Ende des Buches genauso ratlos gefühlt wie Henriette. Mit Hilfe von Paula, die mit ihr Yoga macht, sie massiert, Blockaden löst und ihr allerlei Wege aufzeigt um scheinbar zu sich selbst zu finden, versucht Henriette Antworten zu finden, Entscheidungen zu treffen, zu verarbeiten,... und irrt doch nur unruhig zwischen ihren bewegten und selbstbezogenen Gedanken hin und her, unfähig wirklich zu ihren Gefühlen vorzudringen. Als Leserin sind mir sowohl Henriette als auch Paula fremd geblieben, zu groß war die Distanz, als dass ich die beiden Frauen tatsächlich hätte kennenlernen oder ihre Handlungen hätte nachvollziehen können. Einige wirklich spannende Gedanken werden angerissen, allerdings leider nicht vertieft, manchmal schaut die Spitze des Eisbergs aus dem Wasser, aber die wirklichen Fragen bleiben für mich unbeantwortet unter der Oberfläche.

Sprachlich hat mir der Roman durchaus gefallen und da es sich hier um das Debüt von Hannah Lühmann handelt, bleibe ich gespannt auf weitere Romane von ihr. Hier konnte mich die (wenige) Handlung jedoch leider nicht wirklich begeistern und sowohl die ausführliche Werwolf-Metapher, als auch angedeutete Traumata in Verbindung mit einem sehr schrägen Ende bewirkten, dass nach der Lektüre das Gefühl der Verwirrung überwiegt.