Selbstverlust, Selbstfindung

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Die Leseprobe aus dem Roman „Ava liebt noch“ von Vera Zischke führt uns mitten in den Alltag der 43-jährigen Protagonistin Ava, einer verheirateten Hausfrau und Mutter von drei Kindern. Dieser ist bestimmt von der Fürsorge für ihre Familie, über der sie sich irgendwann als Frau selbst verloren hat. Ihr Mann, ein erfolgreicher Rechtsanwalt, verdient das Geld für einen sorgenfreien Lebensstil, hält sich aber sonst aus allem raus.

Ava fühlt sich unsichtbar und „eingefroren“. Doch eines Tages sorgt eine zufällige Begegnung im Supermarkt dafür, dass etwas in ihr zu neuem Leben erwacht und dass sie sich fragt, wer sie in all der Zeit geworden ist, in der sie sich um ihre Familie gekümmert und sich selbst hinten angestellt hat.

Der Auftakt von „Ava liebt noch“ hinterließ bei mir ein Gefühl der Beklemmung, da man – auch aufgrund der sehr gelungenen und bildhaften Sprache – das Empfinden der Protagonistin, dass ihr Leben an ihr vorbeizieht, sehr gut nachfühlen kann. Über der Aufopferung für ihre Familie ist mehr als ein Jahrzehnt vergangen, in dem sie nur für andere existiert hat und verlernt hat, sich selbst wahrzunehmen und sich um sich selbst zu kümmern. Dass sie im ersten Kapitel aus diesem „Permafrost“, wie sie es selbst nennt, auftaut, weckt jedoch die Hoffnung, dass Ava sich im weiteren Verlauf der Handlung neu (er)finden wird. Ich bin gespannt, wie ihre Geschichte weitergeht.