Liebesgeschichte mit wichtigen Themen, aber fehlendem Tiefgang

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miriam Avatar

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Ava ist 43, hat 3 Kinder, lebt in einem großen Haus mit ihrem Mann, der eine Kanzlei hat. Ihr Mann überlässt die Kinderversorgung und Familienarbeit ihr. Finanziell geht es ihnen gut. Doch Ava fühlt sich in ihrem Leben gefangen und erschöpft durch die Familienarbeit.
Beim Einkaufen im Supermarkt begegnet sie Kieran, der dort Regale einräumt. Für Ava ist Kieran eine besondere Begegnung. Sie schwärmt von ihm und sucht jedes Mal nach ihm, wenn sie einkaufen ist, nur um ihn zu sehen.

Nachdem ihre Tochter einen Unfall im Schwimmunterricht hat, sieht sie Kieran, den Schwimmlehrer ihrer Tochter, im Krankenhaus wieder. Was für Ava anfangs nur eine Schwärmerei ist, entwickelt sich zu einer großen Liebe, die die Jahre überdauert. Ava genießt kurze Zeiten der Freiheit mit Kieran, die sie zuletzt erlebt hat, bevor sie Kinder bekommen hat. Aber auch Kieran trägt sein Päckchen und hat Lebensaufgaben zu bewältigen.

Das erste Drittel des Buches gefällt mir gut. Besonders der Aufbau und die Entwicklung der Geschichte. Ich konnte mich in Avas und in Kierans Geschichte einfühlen. Über das Buch hinweg gab es immer wieder Stellen, die ich schön geschrieben fand, weil die Sätze für mich zeitlos sind. Dass Ava und Kieran ihre Gedanken und Erlebnisse jeweils aus ihrer Sicht erzählen, hat mir sehr gut gefallen. Zeitweise hatte ich dennoch Probleme mich zu orientieren, wer gerade erzählt.
Nach dem ersten Drittel des Buches ging mir einiges zu schnell, war zu glatt oder zu einfach, wie Avas beruflicher Wiedereinstieg, ihre Erkrankung und Kierans Werdegang.
Ab Seite 140 fliegen die Jahre nur so dahin. Mit dem Alter der Protagonisten habe ich mich deshalb im Laufe des Romans schwergetan. Oft habe ich mich gefragt, wie alt wer jetzt gerade ist, in dieser speziellen Situation bzw. wann was passiert.
Als Film würde sich die Story sicherlich sehr gut eignen.
Wichtige Themen sind mir zu kurz gekommen.
Über die Kinder erfährt man und ihre Gefühle erfährt man wenig. Es sind eher „Schlaglichter“. Über Kierans Vergangenheit erfährt man nicht viel, über Avas Vergangenheit nichts. Dennoch finden sich gute Ansätze und wichtige Themen im Buch.
Aufgrund der inhaltlichen Anmerkungen ist es für mich in erster Linie ein Liebesroman. Durch den Klappentext hatte ich etwas anderes erwartet. In Teilen ist es eine traurige Geschichte mit tränenreichen Szenen, wobei das Ende wieder versöhnlich stimmt. Es hätte auch ein gesellschaftskritischer Roman werden können, aufgrund der im Buch erwähnten wichtigen Themen.
Am Ende hat mich das Buch dennoch tief bewegt und nachdenklich gemacht.
Ein in erster Linie unterhaltsames Buch. Als Liebesroman völlig in Ordnung. Die benannten Themen, die sehr aktuell sind, finde ich aber zu wichtig, um sie ausschließlich in dieser Form zu verarbeiten. Daher meine inhaltlichen Einschränkungen. Sprachlich betrachtet ist der Roman flüssig und schnell zu lesen.