Die Rückkehr von Baba bewegt und fasziniert zugleich

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Schon die ersten Zeilen erinnerten mich an ein altes Kinderlied. Auszug:
"Der Hahn läuft im Hühnerhof hin und her und denkt sich, dass er hier der Größte wer. Er springt auf den Mist und singt: Kokidudeldu didudel didudel didudel didu."
Der Anfang kam so unerwartet, untypisch und erfrischend. Ich hatte sofort ein Lächeln auf den Lippen.

Der Schreibstil ist herrlich luftig und locker. Es macht immens viel Spaß, über die Wörter hinwegzufliegen.

Man lernt zuerst Baba Dunja kennen: eine witzige, intelligente, alte Frau, die gern ihre Ruhe hat und sich umso mehr von ihrer Nachbarin und deren Hahn, Konstantin, gestört wird. Allerdings stets mit etwas Humor als Unterton. Baba begibt sich nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl wieder zurück in ihr altes Dorf in Tschernowo. Für sie spielt es keine Rolle, dass alles verstrahlt ist, denn sie ist zurückgekommen, um ihre letzten Stunden hier zu verbringen.

Lieblingssätze: "Aber jetzt ist Sommer, und ich bin früh morgens auf den Beinen, um Marjas Hahn den Hals umzudrehen." "Jeden Morgen bin ich erstaunt, wenn ich auf meine Füße schaue, die knotig und breit sind in den deutschen Trekkingsandalen. Die Sandalen sind robust. Sie überleben alles, in ein paar Jahren sicher auch mich."

Das Buch ist traurig, aber dennoch schön. Ich kann es gar nicht genau in Worte fassen, was ich alles gefühlt habe. Ich habe die Leseprobe ein wenig wehmütig geschlossen, denn ich hätte gern weitergelesen. Vielleicht habe ich Glück und kann mich bald zu den Gewinnern zählen. So oder so: Das Buch hinterlässt Spuren.