Distanzierter Stil, aber mit Humor

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annajo Avatar

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In der Leseprobe von Alina Bronskys "Baba Dunjas letzte Liebe" begegnen wir einer hochbetagten Baba Dunja, die den Hahn der Nachbarin Marja zu Suppe verarbeitet. Der Hahn war für Marja ein wichtiger Ansprechpartner, doch nun ist er tot vom Zaun gefallen. Während der Zubereitung reflektiert Baba Dunja, wie sie nach dem Reaktorunglück nach Tschernowo zurückkehrte, wie ihr Umfeld darauf reagierte und wie ihr Alltag aussieht.

Die Leseprobe zu diesem eher dünnen Buch ist interessant. Die Szene mit dem Hahn ist skurril und Baba Dunjas Erzählweise ist witzig und zynisch. Derzeit ist es jedoch vor allem eine Aufzählung von Ereignissen und es fehlt noch der Einblick ins Innenleben der Protagonistin. Außerdem fehlt noch einiges in der Chronologie der Ereignisse um das Reaktorunglück. Neben herzerwärmenden Anekdoten aus Tschernowo erhoffe ich mir also auch noch ein paar weitere Details über das Unglück. Bislang verspricht der Stil des Buches eine humorvolle und zynische Beobachtung des Lebens eines kleinen Kreises an Leuten, die den Ängsten und Empfehlungen ihres Umfeldes trotzen und in ihren Heimatort zurückkehren, der angeblich nicht mehr bewohnbar ist. Die Autorin lässt diesen kleinen Ort schon jetzt auf liebenswerte Weise vor dem geistigen Auge aufleben.