Ich habe alles gesehen und vor nichts mehr Angst. (Zitat)

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svanvithe Avatar

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... sagt Baba Dunja und "Der Tod kann kommen, aber bitte höflich."

Die alte Frau ist mir mit ihrer ehrlichen Art von Anfang an sympathisch gewesen. Sie hat sich einst nicht davon abhalten lassen, nach der Katastrophe von Tschernobyl wieder in ihr Dorf zurückzukehren. Ihr macht es nichts aus, in der "Todeszone", ihrer Heimat, zu leben. Denn sie kann sich mit dem Gemüse und Obst aus ihrem Garten sogar (vergleichsweise) gesund ernähren. Ab und an gibt es Fleisch, wenn der Hahn der Nachbarin das Zeitliche segnet...

Mir gefällt die Erzählung aus der Ich-Position heraus. Baba Dunja sieht das Leben pragmatisch, so wie es ist, beschönigt nichts und macht sich nichts vor, hat aber auch einen leisen Humor, dem man sich nicht entziehen kann: "... ich glaube schon an einen Himmel, der über unseren Köpfen ist, aber ich weiß, dass unsere Toten nicht dort sind. Ich habe nicht ein mal als kleines Mädchen da ran geglaubt, dass man sich in die Wolken kuscheln kann wie in eine Daunendecke. Ich habe geglaubt, dass man sie essen kann wie Zuckerwatte."

Traurig hat mich gestimmt, dass Baba Dunja nie ihre Enkelin Laura sehen wird. So ein klassisches "Ich verbringe die Sommerferien bei der Oma." haben beide nicht kennengelernt und werden es auch nicht. Denn Kinder, genauer Enkel gibt es in Tschernowo nicht, zumindest nicht in natura, nur auf Fotos.

Das schlichte Cover erinnert mich in seiner Art an eines aus den 60-er Jahren. Wir sind auf dem Land, und allein bei dem Birkenstamm denke ich unweigerlich an Russland.

Ich würde Baba Dunja und die anderen Menschen und Tiere in dem Dorf gern näher kennenlernen...