Stellenweise inkonsequent

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marcello Avatar

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Der Name Stefanie London war mir völlig unbekannt, aber die Tatsache, dass direkt die ganze „New York Bachelors“-Reihe aufgelegt wird, hat mich vermuten lassen, dass es sich um eine Reihe handeln könnte, in die sich ein Blick mal lohnen würde. Gerade für den ersten Band fand ich auch den Aspekt der Bachelor App sehr interessant, da es doch ein ungewöhnlicher Aufhänger ist, den ich so noch nirgendwo gelesen hatte.

Für mich steht der ganze Roman eigentlich unter dem Stichwort ‚Inkonsequenz‘, da die Autorin auf allen Ebenen den letzten Schritt nicht gegangen ist. Bei den Figuren beispielsweise ergeben sich auf den ersten Blick klare Tendenzen, die dann vor allem bei Darcy immer wieder vermischt werden, so dass ich am Ende gar nicht sicher bin, ob ich die „wahre“ Darcy überhaupt kennengelernt habe. Reed ist von Anfang von zwei Persönlichkeiten geprägt. Nach außen der arrogante Frauenaufreißer, von innen her sehnt er sich aber nach Freundschaft und Familie. Hier wird ganz klar damit gespielt, dass Reed sich mehr und mehr schwertut, die beiden Seiten strikt auseinanderzuhalten. Darcy wiederum wird einerseits als Rebellin dargestellt, andererseits aber doch irgendwie auch schüchtern und bieder, um ihr dann wieder eine scharfe Zunge und Freizügigkeit zu geben. Vor diesem Hintergrund hat dann leider auch die Chemie zwischen den beiden nicht von Anfang an gestimmt. Gerade am Anfang haben sie viele Wortgefechte ausgetragen, die ich generell in solchen Büchern ja total liebe, aber das letzte bisschen hat einfach gefehlt. Zudem wurden einige überhastete Entscheidungen getroffen, so dass ich nicht genau nachvollziehen konnte, warum Darcy so agiert hat und dadurch wurde auch einiges von dem prickelnden Pulver, das ich mir erhofft hatte, zu früh verschossen.

Dennoch will ich nicht komplett meckern in Bezug auf die Figuren, da ab der Mitte wirklich ein sehr starker Teil kam, in dem sich beide Charaktere sehr geöffnet haben. Auf der emotionalen Ebene haben sie dann die Verbindung erreicht, die auf der körperlichen Ebene nicht so recht gelingen wollte. Zudem gab es einige Aussprachen, die längst überfällig waren, so dass ich wirklich das Gefühl hatte, dass die Autorin an der Stelle wirklich alles Herzblut reingesteckt hat, denn da kam mir alles echt vor. Zum Ende hin hat sich dann aber eher wieder der Eindruck aufgedrängt, dass es am Ende schnell gehen musste, so dass erneut inkonsequent agiert wurde. Es gab doch einige Handlungen, die offenbleiben. Jetzt könnte man natürlich einschieben, dass ja noch zwei Bände folgen, die möglicherweise Antworten enthalten, aber ich rede eher von Nebenfiguren, die mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr auftauchen werden. Daher bleiben die losen Enden für mich bestehen.

Fazit: „Bad Bachelor“ ist eine nette Lektüre, die einige Anlaufschwierigkeiten hat, weil nicht alles auf den Punkt funktioniert, wie die Autorin es vielleicht beabsichtigt hatte. Erst ab der Mitte kann ich emotional erreicht werden, aber das reicht insgesamt nicht über eine durchschnittliche Lektüre hinaus.