Zu wenig Theater, dafür viel allerlei

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
marcello Avatar

Von

"Bad Romeo & Broken Juliet" handelt von Cassie und Ethan, die es zu einer der berühmtesten Schauspielakademien der USA zieht, um dort den Beginn einer großen Schauspielkarriere einzuläuten.Beim Vorsprechen haben sie eine Paarübung gemeinsam und direkt fällt auf, dass die beiden eine unglaubliche Chemie zusammen haben. Nachdem beide schließlich angenommen wurde, sprühen ihre Funken weiter in alle Klassen und so werden sie in einer der berühmtesten Liebesgeschichten überhaupt, Romeo und Julia, gecastet. Auch privat kann man ihre Chemie nicht leugnen, doch Ethan wehrt sich hartnäckig gegen diese Gefühle. Stück für Stück kann Cassie in seine traurige Vergangenheit Einblick gewinnen...
Bereits nach der Leseprobe habe ich mir versprochen, dass neben der typischen New-Adult Geschichte vor allem durch den Schauspielaspekt was neues geboten wird. Dies ist aber mit "Bad Romeo & Broken Juliet" nur bedingt gelungen.
Als sehr gewöhnungsbedürftig würde ich bereits den Erzählstil beschreiben. Mit zwischen den Perspektiven wechseln hat die Autorin sicherlich nicht das Rad neu erfunden, aber wie sie die einzelnen Szenen gesetzt hat und dann noch unterbrochen durch die Tagebucheinträge, man muss wirklich mit viel Bedacht an die Geschichte gehen, dann gelingt es letztlich doch in der Geschichte anzukommen. Die Szenensetzung muss ich aber als Kritikpunkt stehen lassen. Gerade ein erster Kuss, der in vielen Liebesgeschichten eines der Höhepunkte, wenn nicht sogar DER ist, muss dieser strategisch grandios gewählt sein, damit der Leser nachher wirklich nicht enttäuscht ist. Hier küssen sich Ethan und Cassie jedoch erst in der Gegenwart in der Probe für ein neues Theaterstück. Direkt danach wird dann die Szene mit dem ersten Kuss in der Vergangenheit und dem somit wirklich ersten Kuss gesetzt. Das hat mich etwas enttäuscht, weil es dieses Besondere schon vollkommen von der Geschichte weggenommen hat.
Nun zu den Protagonisten: Puh, Cassie war verdammt schwer zu ertragen. Beim Vorsprechen fand ich sie wirklich noch gelungen. Sie wirkte schüchtern, wie ein Gutmensch, der für das Schauspielen einfach eine Gabe hat, vielleicht besonders durch die Empathiefähigkeit. Danach jedoch wurde es sehr schwierig. Dies lag zum einen daran, dass wir es ja eigentlich mit zwei Cassie-Figuren zu tun hatten. Zum einen die Gegenwarts-Cassie, die vollkommen am Ende ist. Kettenraucherin und Alkoholismus ist sicherlich auch nicht falsch bei ihr und dazu emotionale Abgestumpftheit und dann die Vergangenheits-Cassie, die urplötzlich nur noch von sexuellen Spannungen geleitet wird und ihr Hirn überwiegend ausschaltet. Das klingt jetzt hart, aber das wirkt sehr extrem, da man so zwei Gegenpole hat. Da fällt es wirklich schwer einen emotionalen Zugang zu ihr gewinnen. Ethan dagegen finde ich wesentlich spannender gestaltet. Man kann zwar durch die gewählte Perspektive nicht in seinen Kopf gucken, aber wirkt glaubwürdiger und auf eine interessante Weise verletzlich, so dass man seine Persönlichkeit gerne erkundet, zumal er in seiner Familie auch von sehr netten Nebenfiguren umgeben ist.
Nun zum Schauspielaspekt: im ersten Teil ist dies wirklich mein Highlight. Sowohl Romeo und Julia in der Vergangenheit, als auch das moderne Stück waren mit den Proben und wie es die Liebesgeschichte vorantrieb gut gewählt und gemacht. Auch wie man aus Cassies Sicht dann miterlebt, wie sie sich in ihre Rolle einfühlt und langsam ihre eigene Persönlichkeit zurückfährt, um dann wirklich nur noch die Rolle zu sein. Diese Szenen sind langsam, tiefgründig und sehr authentisch erzählt. Aber dann bricht diese Thematik komplett ab, wir haben nur noch die Liebesgeschichte unabhängig vom Theater und genau dann fallen die vorab aufgezählten Schwächen erst recht auf. Sehr schade!
Fazit: Dass der Schauspielaspekt DAS Highlight sein kann, hat sich angedeutet. Aber es war letztlich zu wenig behandelt. Dadurch wurde Platz gemacht für eine typische Geschichte für New Adult, zusätzlich mit schwierigem Erzählstil und einer Protagonistin zwischen zwei Extremen, die an die Nerven ging. Aber es muss jeder selbst wissen, ob er "Bad Romeo & Broken Juliet" eine Chance geben will, denn es gibt weder keine noch eine Leseempfehlung von mir. Ich warte da echt den zweiten Teil ab!