Abenteuer auf der Insel der Zeit - facettenreich, vielseitig, toll aufgebaut/4,5 bis 5 Sterne

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daydreamerin Avatar

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Eigentlich wollte Paula nur einen kleinen Ausflug aufs Meer machen. Sich und auch ihrer Familie beweisen, dass sie keinesfalls zu klein ist, um ebenfalls mit einem Brett über die Wellen zu flitzen, wie ihr Vater und ihre Brüder es zuvor getan haben. Doch dann passiert ein Unglück und Paule strandet auf der Insel Chronossos- der Insel der Zeit. Dort gelten die Regeln, die Paula bisher kannte nicht, denn dieser Ort hat seine eigenen Gesetze zu Raum und Zeit. Um die Zehnjährige wieder zurück zu ihrer Familie zu bringen, muss sie einiges lernen und gut vorbereitet sein, denn es ist alles andere als leicht, durch die Zeit zurück zu reisen – sogar nahezu unmöglich. Als Unterstützung an ihrer Seite sind dabei die Urwald-Oma, Sau Anna Bella und Gorilla Baddabamba.

Ich habe einen Moment gebraucht, um mich an die Sprech- und Betonungsweise von Anna Thalbach zu gewöhnen. Teilweise zieht sie das Tempo beim Lesen enorm an und macht dabei Pausen innerhalb der Sätze, die ich als ungewöhnlich empfand. Daran habe ich mich jedoch schnell gewohnt und im Laufe der Geschichte ist es mir dann auch nicht mehr so sehr aufgefallen, wie noch zu Beginn. Insgesamt fand ich es aber gut, dass sie das Sprechtempo der Situation anpasst, damit unterstützt sie das zwischendurch ansteigende Tempo der Handlung und die Turbulenzen, die im Buch immer wieder auftauchen. Man fühlt sich direkt mit unter Strom gesetzt, ohne dabei „gehetzt“ zu werden. Es unterstreicht einfach die aufkommende Spannung. Richtig gut gefallen hat mir, wie unterschiedlich sie die Charaktere liest. Man kann die Figuren gut voneinander unterscheiden und es schwingt viel von der Persönlichkeit mit, so wirkt die Handlung direkt noch lebendiger.

Sau Anna Bella ist sehr lebenslustig, manchmal etwas aufgedreht, hat gern Spaß und genießt einfach ihr Leben in vollen Zügen, mit all den Dingen, die ihr Freude machen. Sie lässt im wahrsten Sinne des Wortes gern die Sau raus. Mir war sie manchmal fast schon ein bisschen zu abgedreht mit ihren Ideen, allerdings ist sie auch ein schöner Gegenpol zu den anderen Charakteren und im Verlauf des Buches wird dann auch klar, dass sie ebenfalls noch weiter Seiten hat als nur die lustig-ausgelassene, der es egal ist, wie viel Cola man (auch als Kind) so trinkt.
Baddabamba habe ich sehr schnell ins Herz geschlossen. Der ausgeglichene, gütige und oft weise wirkende Gorilla ist der Ruhepol auf der Insel. Er bringt Paula viele wertvolle Dinge bei, zum Beispiel auch, wie wichtig es ist, geduldig zu sein, Nichtstun und Innehalten auszuhalten und planvoll vorzugehen. Ich mochte seine Art mit dem Mädchen umzugehen und es zu beschützen. Auch über ihn erfährt man innerhalb der Geschichte einiges zu seiner Vergangenheit, wie er zur Urwald-Oma kam und auch dass es wirklich düstere Zeiten bei ihm gab. Das macht die Figur noch vielseitiger und greifbarer und unterbricht auch die Gute-Laune-Stimmung ein wenig, was ich jedoch gut fand, weil im Leben eben leider auch nicht immer alles nur locker-leicht ist.
Die Urwald-Oma ist ein echtes Unikat. Sie vereint so viele verschiedene Eigenschaften in sich, je nachdem welche Tageszeit gerade ist. So ist sie allein schon ein sehr facettenreicher Charakter mit einem sehr niedlichen Begleiter, der in ihren Haaren sein Heim hat.
Paula kennt als Menschenmädchen die Insel der Zeit natürlich nicht und muss sehr viel lernen. Das fällt ihr nicht immer leicht und selbst wenn sie dachte, sie hätte das eine oder andere verstanden und verinnerlicht, ist es für sie nicht immer einfach, sich in der Akutsituation dann auch an das Gelernte zu erinnern. So passieren Fehler und unbedachte Handlungen. Manchmal ist sie etwas ungestüm und eben doch weiterhin ungeduldig. Aber sie ist eben auch erst zehn und manche Dinge brauchen mehr Zeit als die, die sie auf der Insel hat. Man spürt jedoch trotzdem, dass sie sich entwickelt, sich dem Leben auf der Insel anpasst, viel hinterfragt, das Wissen, das ihr präsentiert wird, so gut es geht aufsaugt und sich bemüht, es anzuwenden.

Es stecken sehr viele zauberhafte Ideen in dem Buch. Besonders begeistert war ich von der detailreichen, vielseitigen, anschaulich beschriebenen Welt, in der es enorm viel zu entdecken und erleben gab. Sehr ungewöhnliche Orte und Wesen, Eigenarten und Möglichkeiten. Immer wieder gibt es etwas Neues, was für kleine Herausforderungen oder schöne Augenblicke sorgt, langweilig wird es wirklich nie. Ich mochte auch die Dynamik zwischen den Figuren richtig gern. Obwohl oder vielleicht auch gerade weil sie so unterschiedlich sind, ergänzen sie sich gut und Paulas Begleiter sind ein ziemlich gutes Team. Gemeinsam erleben sie Abenteuer, bestehen Gefahren, haben Spaß, tauschen sich aber auch zu ernsteren oder bedrückenderen Themen aus oder philosophieren über das eine oder andere. So entsteht eine abwechslungsreiche Handlung in der man sich immer wieder überraschen und verzaubern lassen kann.

Mir persönlich war Anna Bella etwas zu drüber, aber ich bin nun auch keine zehn Jahre mehr alt. Ich schätze, Kinder hätten mit ihr einfach nur Spaß und würden sich schieflachen über die Dinge, die Paula und sie zusammen erleben – zumindest in den Augenblicken, in denen sie noch geschützt in der Villa sind. Auf der Reise wird es auch mit Anna Bella dann nicht immer nur lustig und unbeschwert sein.

Fazit
Ein wirklich schönes Hörbuch, das mir viel Freude gemacht hat. Die vielseitigen, sehr unterschiedlichen Figuren, die alle ihre Geschichte mitbringen und diese auch in die Handlung einfließen lassen, haben mir insgesamt sehr gut gefallen, auch wenn mir persönlich Anna Bella etwas zu aufgedreht war. Es stecken wahnsinnig viele kreative, liebevoll ausgearbeitete Ideen in dem Buch, die mich richtig begeistert haben. Ständig gibt es etwas Neues zu entdecken und zu erleben. Es gibt lustige Passagen und ernstere Momente, kleine und größere Abenteuer, Turbulenzen und Gefahren und auch sehr viel Zusammenhalt und Freundschaft.