Neues Lieblingsbuch

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Eine Hauptfigur,
Sydney, die 47 Jahre alt und ganz selbstverständlich und unaufgeregt in einer Beziehung mit einer Frau ist, ein Kapitel, das "Ich <3 Otter" heißt, ein Verlag, der für Geschichten am und übers Meer steht... da konnte ich nicht widerstehen und habe mir "Bären füttern verboten" als Wunschbuch gesichert.

Zu dem Zeitpunkt konnte ich nicht ahnen, dass ich kurz nach Zusendung des Buches sehr krank wurde und lange nicht mehr lesen konnte. Umso lieber habe ich zum Buch gegriffen, nachdem es mir wieder möglich war, mich für länger als 10 Minuten zu konzentrieren. Warum?

Zuerst mal sind da die skurillen Charaktere, die einfach großartig geschrieben sind und deren Perspektivwechsel (inklusive von zwei Toten oder einem Hund) die Geschichte wunderbar anrührend, aber nie kitschig transportiert. So werden durchaus schwierige Themen, wie die Überwindung eines Kindheitstraumas, Schuld, Reue, sich selbst im Weg stehen sehr menschlich und mit viel Empathie erzählt, belasteten mich als Leserin aber nicht, sondern ermutigten eher.

Aprospos, durchs ganze Buch sind viele neue Lieblingszitate verstreut, die genau wie die Geschichten selbst, Mutmacher sind und zum Nachdenken einladen.

Am Besten hat mir an "Bären füttern verboten" gefallen, wie sich durch unterschiedliche Perspektiven/Geschichten am Ende ein großes Ganzes bildet und wie jede Figur da seinen/ihren Beitrag leistet, Handlungen anstößt und alles Individuelle verbindet. Selbst die sogenannten Nebenfiguren sind so gut ausgestaltet, dass es mir am Ende schwerfiel, überhaupt eine echte Hauptfigur auszumachen. Ich hab sie (fast) alle liebgewonnen... wenn es auch leichte Sympathie Pluspunkte für Belle gibt (Otter Lovers Unite). Wie Andy, einer der Toten, am Ende so zutreffend zusammenfasst: "Wir alle sind über unser Unbewusstes miteinander verbunden. Wir sind nicht getrennte Einzelwesen, sondern wir lösen etwas ineinander aus, stoßen etwas ineinander an. Das ist das, was wir Zufall, Fügung, Synchronizität nennen."

Das Buch bietet sehr lebensnahe Figuren, die in mir direkt Kopfkino ausgelöst haben, Geschichten, die in mir so viele Emotionen ausgelöst haben (ich war: traurig, amüsiert, habe Empathie gespürt, laut gelacht, mir meine Ottersocken herausgesucht, ein paar Tränen verdrückt, hatte Küsten-(Fern-)weh, ...) und eine Autorin, deren Beobachtungsgabe einfach beneidenswert sein muss. Auch, wenn "Bären füttern verboten" bereits im Herbst 2020 erschienen ist: unbedingt lesenswert!