Wenn eine Freerunnerin stürzt...

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miro76 Avatar

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Sydney ist 10 Jahre alt, als ihre Mutter im Urlaub tödlich verunglückt. Sie gibt sich selbst die Schuld daran und ihr Vater und ihr Bruder tief in deren Inneren eigentlich auch.

Die Familie zerbricht daran. Der Vater schafft es nicht sich und seine beiden Kinder aus seiner Trauer herauszuholen. Er bleibt für immer allein. Jason, der Sohn zieht weit fort und versucht eine Familie zu gründen, doch auch seine Ehe scheitert und Sydney verliert sich im Freerunning und setzt mit diesem Extremsport ihre Beziehung aufs Spiel.

Als sie 40 wird, wagt sie endlich eine Reise an den Ursprung des Übels, St. Ives, an der Küste Südenglands. Mit ihren Stunts auf den Dächern der Kleinstadt mischt sie diese gehörig auf, bis sie abstürzt, denn für Sprünge über Hausdächer braucht man einen klaren Kopf und Sydney sitzt in ihren Gedanken fest.

Was dieser Sturz bei ihr und ihren Lieben bewirkt, wird hier natürlich nicht verraten. Nur so viel: Der Sturz verändert alles.

Stilistisch ist das Buch ganz großartig aufgebaut. In kurzen Kapitel lernen wir verschiedenste Sichtweisen kennen. Da kommt auch mal ein Notizbuch oder ein Hund zu Wort und vervollständigt unser Bild der Protagonist*innen. In feinsinnigem Humor nähert sich der Autor dieser berührenden Tragödie und nimmt so seiner Geschichte an Schwere. Wir dürfen auch mal lachen bei der Lektüre, trotz der großen Trauer, die die Geschichte umfängt.

Besonders gut gefallen haben mir die kleinen Exkurse, die immer wieder mal eingeschoben werden. Da kommt ein veganer Fleischer als Nebenfigur, der ebenfalls ein Gesicht bekommt oder der Autor verzettelt sich in den Kommentaren auf Social Media, was mich sehr zum Lachen brachte.

Ich mag solche multiperspektivischen Geschichten sehr und diese hier finde ich äußerst gelungen. Ich habe dieses Buch regelrecht verschlungen und kann es ohne Vorbehalte weiterempfehlen!