„Wir denken immer, es sind andere, die wir vermissen, nicht wir selbst.“ (S. 324)

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Dieser vielschichtige Roman erzählt die Geschichte mehrerer Menschen. Im Mittelpunkt steht Sydney, eine leidenschaftliche Freerunnerin, die als Kind ihre Mutter verloren hat und sich die Schuld dafür gibt. An ihrem 47. Geburtstag reist sie zurück nach St. Ives, den Ort des Unglücks, um sich der Vergangenheit zu stellen und ihre Erinnerungen zeichnerisch festzuhalten. Ihre Reise ist Auslöser zahlreicher Veränderungen, die nicht nur Sydneys Leben eine neue Richtung geben.

Rachel Elliott verwebt in ihrem Roman unterschiedliche Lebensgeschichten. Einige Hauptfiguren haben einen wichtigen Menschen verloren. Die Traurigkeit darüber ist allgegenwärtig und hat bei den Betroffenen zu einem Rückzug in sich selbst geführt. Sie haben dadurch nicht nur einen geliebten Menschen, sondern auch ein Stück weit sich selbst verloren. Der Autorin gelingt es hervorragend die Leere, Einsamkeit, Verzweiflung und die Schuldgefühle in den Figuren lebendig werden zu lassen. Bei aller Schwere und Melancholie gibt es in diesem Roman auch viel zu lachen. Es gibt wunderbare, teils skurrile Begegnungen und zahlreiche Nebenfiguren wie z.B. ein veganer Fleischer und eine im Meer tanzende Frau. Ganz nebenbei fließt auch noch Kritik an den sozialen Medien und einem allgemeinen Bewertungswahn für Dienstleistungen aller Art ein.

Die Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt: die Toten kommen ebenso zu Wort wie ein großer Hund namens Stuart und ein Hase aus Filz.

Durch häufige Zeitsprünge und Perspektivwechsel hatte ich zu Beginn Schwierigkeiten mich zu orientieren und musste einige Male zurückblättern. Dies gibt sich aber mit der Zeit und es ist gerade der häufige Wechsel der Erzählebene, die Komposition der unterschiedlichen Blickwinkel, die das Buch so interessant machen. Mir sind viele der Figuren ans Herz gewachsen und ich würde gerne wissen, wie es ihnen heute geht. Absolute Leseempfehlung!